11.07.2022

Haus nachhaltig bauen: Mit diesen Kosten ist zu rechnen

Der Nachhaltigkeitsgedanke hat sich bei immer mehr Menschen fest im Gedächtnis verankert und vor allem beim Bau von neuen Immobilien spielen Energieeffizienz, Ökologie und Nachhaltigkeit eine Rolle. Es handelt sich nicht um einen kurzfristigen Trend, sondern um eine Weiterentwicklung, die immer mehr Raum einnimmt und sich fortsetzen wird. Nachhaltiges und ökologisches Bauen wird vom Staat großzügig gefördert und unterstützt, über die KfW gibt es Förderprogramme für Antragsteller. 
get social

Nachhaltig Bauen – was bedeutet das? 

Die Begriffe nachhaltiges und ökologisches Bauen werden oft miteinander synonym genutzt, was allerdings ein Irrtum ist. Ökologisches Bauen hat seinen Schwerpunkt auf dem Schutz von Ressourcen und der Umwelt, die verwendeten Baustoffe sollen vor allem unter dem gesundheitlichen Aspekt bedenkenfrei sein. Beim nachhaltigen Bauen geht es nicht nur um ökologische Gesichtspunkte, sondern auch um soziokulturelle Aspekte. Durch die DGNB (Deutsche Gesellschaft für nachhaltiges Bauen) werden sechs verschiedene Themenfelder als nachhaltiges Bauen bezeichnet: 
  • Die allgemeine Ökobilanz des Gebäudes
  • Auf das Gebäude bezogene Kosten im Alltagsleben 
  • Qualität der Innenraumluft sowie thermischer Komfort, aber auch Barrierefreiheit
  • wärme- und feuchtigkeitsschützende Eigenschaften des Gebäudes, Recycelbarkeit 
  • Qualitätssicherung der Baustelle
  • Infrastruktur und Qualität des Standorts 

Welche Kosten können beim nachhaltigen Bauen auf den Bauherren zukommen

Der Kostenfaktor beim Thema Nachhaltigkeit während des Baus macht vielen Menschen Angst. Am Ende steht bei Modernisierungs- und Baumaßnahmen aber immer eine verbesserte Einsparung von Energie, die sich oft erst nach vielen Jahren bemerkbar macht. Das Investment ist förderlich, da es ähnlich wie eine Geldanlage zu sehen ist. Der Bauherr investiert in Nachhaltigkeit beim Bau, kann so wertvolle Energie sparen und hat langfristig gesehen deutlich bessere finanzielle Karten als beim Bau eines klassischen Hauses. 

Die folgende Informationsgrafik gibt einen Überblick darüber, welche Kosten bei Modernisierungs- und Baumaßnahmen zu erwarten sind und nach welchem Zeitraum sich die finanzielle Effizienz bezahlt macht. 
 
Kosten von Modernisierungsmaßnahmen. Grafik: FINANZCHECK.de

Energieautark Bauen für langfristige Kostenersparnis 

Ein energieautarkes Haus macht es möglich, die Bewohner selbstständig mit Wärme, Wasser und Strom zu versorgen. Es benötigt keinen externen Anschluss an ein Versorgungsnetzwerk, folglich können die Nebenkosten langfristig reduziert werden. Ein energieeffizientes Haus ist zukunftsorientiert und daher für viele Menschen erstrebenswert. Um ein solches Gebäude zu errichten, müssen folgende Kriterien beim Bau erfüllt werden: 
  • Optimale Wärmedämmung der Gebäudehülle, des Dachs und der Fenster
  • Winddichte Hülle des Gebäudes
  • Deckung des Wärmebedarfs mit erneuerbaren Energien 
  • Einbau einer Lüftungsanlage zur Rückgewinnung von Wärme 
Der Bau eines energieautarken Einfamilienhauses wird preislich auf einen Wert zwischen 400.000 und 500.000 Euro geschätzt, wenn eine Größe von 160 m² als Rechenfaktor genutzt wird. Niedrigenergiehäuser, die zwar energieeffizient sind, aber nicht auf vollständige Autarkie setzen, können für rund 200.000 Euro, bei gleicher Größe, erbaut werden. 

Zu beachten ist aber auch, dass ein energieeffizientes Haus nicht zum Pauschalpreis gebaucht werden kann. Die Kosten hängen von der Wahl und Größe technischer Anlagen ab und von der Menge an Energie, die im autarken Verfahren produziert werden soll. Da sich bei einer vollkommen autarken Versorgung Ersparnisse von rund 6.000 Euro pro Jahr (bei einer vierköpfigen Familie) ergeben, kann nach rund 10 bis 30 Jahren von einem finanziellen Zugewinn ausgegangen werden. 
 
Solarkollektoren auf dem Dach sind wertvoll zur Gewinnung nachhaltiger Energien. Foto: Pixabay / Antranias
Solarkollektoren auf dem Dach sind wertvoll zur Gewinnung nachhaltiger Energien. Foto: Pixabay / Antranias

Förderung von energieeffizientem Bauen durch den Staat

Der Staat fördert den Bau energieeffizienter Häuser in Abhängigkeit vom Grad der Autarkie. Ein KfW-Haus 40Plus entspricht einen vollständig unabhängigen energieautarken Haus und wird durch die KfW mit einem Tilgungszuschuss von maximal 37.500 Euro unterstützt. Grundsätzlich gilt als Faustformel, je höher die Autarkie, desto höher auch die Förderung der KfW. 

Verbraucher sollten sich allerdings nicht darauf verlassen, dass sie die Förderprogramme der KfW auch wirklich nutzen können. Das neue Paket zur Unterstützung von 40 Plus Häusern war bereits nach drei Stunden völlig ausgeschöpft. Es ist ratsamer, über eine solide Baufinanzierung nachzudenken, die optimal zu den eigenen Bedürfnissen passt. 

Wenn die KfW-Förderung in Anspruch genommen wird ist zu beachten, das beim Bau eines energieeffizienten Hauses Vorschriften eingehalten werden müssen. Nicht nur der Anschluss an die Kanalisation ist Pflicht, auch das Vorhandensein eines Wasseranschlusses ist vorgeschrieben. Regenwasser darf nicht als Quelle für Trinkwasser genutzt werden, daher schreiben die Hygienevorschriften des Staates den Anschluss an den örtlichen Trinkwasserversorger vor. 

Bauvorhaben konkretisieren: Darauf kommt es bei der Planung eines nachhaltigen Hauses an 

Der Bau eines klassischen Neubaus und der Bau eines nachhaltigen Gebäudes unterscheiden sich nicht dramatisch. Zu differenzieren ist dabei immer zwischen reiner Nachhaltigkeit und Energieeffizienz, denn nachhaltiges Bauen umfasst noch mehr Bereiche als die autarke Selbstversorgung. Beim nachhaltigen Bauen kommt es unter anderem auf folgende Faktoren an: 
  • Der Flächenverbrauch: Beim nachhaltigen Bauen geht es darum, bei der Wahl des Grundstücks zu eruieren, ob eine kleinere Fläche nicht auch ausreichend wäre. Die Ökobilanz sowie der reduzierte Verbrauch an Baumaterial fließen dann in den Nachhaltigkeitsfaktor mit ein. 
  • Die Bauweise: Nachhaltig zu bauen bedeutet, auf Mauerwerks-, Strohballen- oder Holzbau zu setzen. Als Wandbildner und ideale Dämmstoffe sind Strohballen bauaufsichtlich zugelassen und kommen immer häufiger zum Einsatz. 
  • Das Baumaterial: Vermehrt wird auf das Eigenheim aus Holz gesetzt, das Statistische Bundesamt gab für das Jahr 2019 über 19.000 neue Häuser aus Lärche, Douglasie, Fichte, Kiefer und anderen Bauhölzern an. Dieser Wert entspricht knapp einem Fünftel der insgesamt fertiggestellten Häuser. 

Planungstipps für den Bau eines Energiesparhauses 

Beim Bau eines Energieeffizienzhauses müssen einige Faktoren beachtet werden, bevor das Bauvorhaben in die Tat umgesetzt wird. Es beginnt bereits bei der Auswahl des richtigen Grundstücks, was nach dem Nachhaltigkeitsgebot nicht nur größentechnisch angemessen sein sollte. Wird eine Photovoltaik-Anlage aufgebaut ist es wichtig, dass das Grundstück schattenfrei und nach Süden ausgerichtet ist. 

Soll eine Wärmepumpe installiert werden, die auf Basis von Sole-Wasser funktioniert, muss auch die Bodenbeschaffenheit optimal sein. Wenn auf eine Wasser-Wasser-Wärmepumpe gesetzt wird, braucht es mindestens zwei Brunnen, die sich dem Grundwasser bedienen können. Hierfür müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllt werden, die das Bauamt auf Anfrage mitteilt. 

Erschließungskosten für ein Grundstück fallen bei einem Bau vor Erteilung der Baugenehmigung grundsätzlich an. Diese können allerdings vermieden werden, wenn der Häuslebauer nachweist, mit dem Bau eines Energieeffizienzhauses bessere Standards zu erreichen als lokal vorherrschend. Ansprechpartner ist der zuständige Sachbearbeiter der Baubehörde. 

Nicht nur bei der Nutzung einer Wärmepumpe ist das Vorhandensein zweier Brunnen auf dem Grundstück zwingend notwendig. Eine völlig autarke Versorgung schließt die Nutzung des Grundwassers oft mit ein. Es muss daher eine Genehmigung vorliegen, sofern das Brunnenwasser für die Hausinstallation genutzt werden soll. Ob diese erteilt wird, muss im Vorfeld eruiert werden, hierfür ist die Wasserbehörde der geeignete Ansprechpartner. 

Die Vor- und Nachteile beim Bau eines energieeffizienten Hauses

Ein energieeffizientes Haus kann sich nach einigen Jahren oder Jahrzehnten positiv auf die finanzielle Bilanz auswirken, die Ökobilanz wird bereits unmittelbar mit dem Bau verbessert. Vor allem das energieautarke Haus hat viele Vorteile, denn es ist keine Bindung an die lokalen Energiepreise mehr erforderlich. Preisschwankungen auf dem Energiemarkt müssen den Besitzer eines autarken Hauses nicht stören. 

Ein Nachteil sind allerdings die immensen Baukosten, die je nach Autarkie-Grad erheblich steigen können. Es kommt hinzu, dass bei der Betreibung des Hauses eine Abhängigkeit zu den technischen Anlagen besteht. Wenn diese einen Defekt aufweisen, muss der Hausbesitzer auf eigene Kosten und Verantwortung den Techniker alarmieren, es gibt keinen öffentlichen Ansprechpartner, der sich um die Behebung eines Schadens kümmert. 

Weitere Vor- und Nachteile im Überblick: 

  • Vorteil: Der hohe Wohnkomfort und die optimale Ökobilanz sorgen für mehr Wohlbefinden und gleichzeitig ein optimales Raumklima. 
  • Nachteil: Durch Wartungen und Erneuerungen von Technikanlagen können immense Kosten entstehen, auch nach dem Bau. 
  • Vorteil: Der Wiederverkaufswert der Immobilie ist bereits zum Bauzeitpunkt hoch und steigert sich prognostisch in der Zukunft weiter. 
  • Nachteil: Technische Ausfälle können nicht autark gelöst werden, die Abhängigkeit von einem Techniker bleibt. 

Nachhaltig bauen oder nicht – lohnt sich der Bau des energieeffizienten Hauses?

Nachhaltiges Wohnen ist im Trend und der Bedarf wird sich in den kommenden Jahren weiter verstärken. Jedes heute neu gebaute Haus muss den Regelungen des GEG entsprechen, Neubauten sind somit immer Energiesparhäuser. Um die vom Staat vorgegebenen Klimaziele zu erreichen, werden die Anforderungen an künftige Neubauten in Sachen Energieeffizienz in der Zukunft vermutlich steigen. Wer heute bereits ein Haus nach den aktuellen Energieanforderungen baut, kann sich so optimal auf die Zukunft vorzubereiten. 

Durch das Investment in ein energieeffizientes Haus wird nicht nur das Ökosystem geschont, langfristig ergibt sich auch Sparpotenzial für den Hausbesitzer. Die Autarkie spielt dabei eine entscheidende Rolle. Energiepreissteigerungen, von denen vor allem Deutschland immer wieder betroffen ist, werden nicht mehr zu Lasten des Hausbesitzers ausgelegt, da dieser seine Energie selbstständig gewinnt. 

Zu beachten ist außerdem, dass der Bau eines klassischen Hauses, ohne Beachtung der Energieeffizienz, nicht mehr zukunftsträchtig ist. Künftig kann es für Häuslebauer verpflichtend werden, Energiesparmaßnahmen baulich umzusetzen, was dann eine nachträgliche Sanierung erforderlich macht. Unter der Prämisse, dass sich das heute gebaute Energieeffizienzhaus innerhalb der nächsten drei Dekaden amortisieren wird, lohnt es sich für heutige Bauherren immer, auf mehr Ökonomie zu setzen. 

Auch wenn die Kosten höher sind als beim Bau des klassischen Hauses, sinken schon unmittelbar nach dem Bau die Nebenkosten. Wenn völlige Unabhängigkeit von Strom- und Gasnetzen besteht, müssen keine Energiekosten getragen werden. Das kann eine Ersparnis von bis zu 6.000 Euro pro Monat ausmachen, bei einer vierköpfigen Familie. Mit einer soliden Baufinanzierung ist die Umsetzung des Energiesparhauses heute sinnvoller denn je. 

Quelle
e.l.


get social
Impressum - Datenschutz - AGB
MedienTeam Verlag GmbH & Co. KG - Verbindungsstraße 19 - D-40723 Hilden
Häuser - Hausbau - Ausbau - Technik - Draußen - Wohnen - News - Spezial - Gewinnspiel