
„Wir empfehlen Bauherren, die Luft in ihrer Wohnung regelmäßig zu prüfen. Als Messegerät eignet sich ein Hygrometer mit Temperaturanzeige“, erläutert Norman Dietz. Die Geräte gibt es für wenige Euro zu kaufen. Gleiches gilt auch für den Erstbezug im Neubau: Solange Putz und Estrich noch nicht ganz durchgetrocknet sind, sollten Bauherren genau aufpassen, damit sich nirgendwo Schimmel niederschlägt. Auch später empfiehlt der Experte die kontinuierliche Überprüfung der Luftfeuchte im Raum. Nur so fallen falsches Lüften oder auch Bauschäden wie mangelhafte Dämmung auf.
„Die ideale Luftfeuchtigkeit liegt bei 45 bis 55 Prozent relativer Luftfeuchte bei 20 Grad Celsius Raumtemperatur“, erklärt Norman Dietz. „Die relative Luftfeuchte im Raum ist immer an die Temperatur gekoppelt. Auf keinen Fall sollte die Raumluftfeuchte bei 20 Grad Celsius im Neubau über 60 Prozent liegen und im Altbau über 55 Prozent.“
Nun ist die relative Raumfeuchte nicht der einzige Parameter, den Experten und auch Bauherren im Blick behalten müssen, hinzu kommt die sogenannte Oberflächenfeuchte oder auch Substratfeuchte. Luft kann, je nach Temperatur, einen gewisses Maß an Feuchtigkeit binden. „Dabei handelt sich um den absoluten Wasserdampfgehalt der Raumluft. Gemessen wird er in Gramm pro Kubikmeter, also g/m3“, erklärt der Experte. „Bei 20 Grad Celsius entspricht die maximale Sättigung rund 17,38 g/m3. Dann beträgt die Luftfeuchte 100 Prozent. Ab diesem Wert fällt dann tatsächlich Wasser aus, weil die Luft unter diesen Bedingungen nicht mehr Wasser aufnehmen kann. Optimal ist nur die Hälfte – also eben jene 50 Prozent bei 20 Grad Celsius, was einer Sättigung von 8,64 g/m² entspricht.“
Die eigentlichen Probleme entstehen immer dann, wenn die feuchte Raumluft auf kältere Oberflächen trifft. Das sind in der Regel die Außenwände, also klassische Wärmebrücken, deren Oberflächen-, oder konkreter Bauteiltemperatur, niedriger liegt als die der Raumluft. Putz, Anstrich oder Tapete kühlen die Raumluft herunter. Folglich schlägt sich die Feuchtigkeit auf diesen Bauteilen nieder. Experten sprechen hier auch von Substratfeuchte. Bei einer Substratfeuchte von dauerhaft 80 Prozent beginnt das Schimmelwachstum; einige Schimmelsporenarten gedeihen schon bei niedrigeren Werten.
„Je niedriger die Bauteiltemperatur ist, umso niedriger ist also das Wasseraufnahmevermögen dieser Bauteile“, resümiert Bauherrenberater Dietz. „Das heißt folglich auch: Je niedriger die Oberflächentemperatur, umso niedriger muss die absolute Raumluftfeuchte gehalten werden.“ Der Wert der „absoluten Raumluftfeuchte“ lässt sich aus Temperatur, relativer Raumluftfeuchte und Oberflächentemperaturen errechnen. Gerade im Neubau, wenn noch viel Restfeuchte in Putz und Estrich steckt, wie auch nach der Sanierung eines Altbaus, sollten Bauherren also genauer ermitteln lassen, wie es um die Raumluftfeuchte steht“, empfiehlt Norman Dietz. Bausachverständige können die Bauteiltemperaturen mit speziellen Messgräten ermitteln. Daraus ergeben sich dann individuelle Empfehlungen für das regelmäßige Lüften. „Eine Raumtemperatur von 20 Grad Celsius bei relativer Luftfeuchte von 50 Prozent kann also absolut ausreichend sein, um Schimmel vorzubeugen, Gewissheit liefert aber erst die Kenntnis über die Oberflächentemperaturen der Bauteile“, resümiert Norman Dietz.