Hohe Netzkosten sorgten jahrelang für teuren Strom im Osten
Gemäß Verivox-Verbraucherpreisindex zahlt ein Vierpersonenhaushalt mit einem Jahresverbrauch von 4.000 Kilowattstunden in Ostdeutschland aktuell 1.189 Euro. Das sind 1,1 Prozent weniger als der gleiche Haushalt westlich der Elbe (1.202 Euro). Noch 2017 betrug das Kostengefälle zwischen Ost und West rund 4 Prozent zu Ungunsten der Verbraucher im Osten.Dass Strom für Haushalte im Osten lange Zeit teurer war, lag in erster Linie an den Netzentgelten: Der starke Zubau erneuerbarer Energien, eine geringe Bevölkerungsdichte und die Abschreibungen auf Netzinvestitionen ließen die Kosten regional stark steigen.
Angleichung der Netzgebühren zeigt Wirkung
2017 wurden so im Westen 274 Euro Netzkosten für einen Vierpersonenhaushalt fällig, im Osten 339 Euro. Seither verläuft die Entwicklung der Netzkosten entgegengesetzt: In den alten Bundesländern sind sie um rund 5 Prozent auf 287 Euro gestiegen, in den neuen hingegen um 11 Prozent auf 301 Euro gefallen. Die Ost-West-Differenz sank von 24 Prozent auf heute nur noch 5 Prozent.„Die politische Entscheidung, die Übertragungsnetzentgelte bundesweit schrittweise anzugleichen und so die Kosten der Energiewende gleichmäßiger zu verteilen, trägt Früchte“, erklärt Valerian Vogel, Energieexperte beim Vergleichsportal Verivox.
„Offenbar nutzen die Stromanbieter in den neuen Bundesländern die sinkenden Netzkosten, um den Verbrauchern günstigere Angebote zu machen. Das allgemeine Preisniveau ist allerdings nach wie vor hoch. In Deutschland werden fast die höchsten Strompreise in ganz Europa fällig.“
Strom auf Jahressicht im Osten günstiger, im Westen teurer
Strom ist in den letzten 12 Monaten erneut teurer geworden, deutschlandweit stiegen die Kosten um 1,4 Prozent. Die Preise entwickelten sich jedoch in Ost und West unterschiedlich. Während die Stromkosten im Westen durchschnittlich um 1,7 Prozent anzogen, sind sie im Osten um 0,2 Prozent gesunken.Der regional höchste Anstieg der Strompreise ist im Saarland zu verzeichnen. Die Kosten stiegen auf Jahressicht um 3,8 Prozent. Überdurchschnittlich stark verteuerte sich Strom unter anderem in Nordrhein-Westfalen (3 Prozent), Baden-Württemberg (2,9 Prozent), Rheinland-Pfalz (2,7 Prozent) und Bremen (2,6 Prozent).
In drei Bundesländern ist Strom in den vergangenen zwölf Monaten günstiger geworden. In Brandenburg (minus 2,7 Prozent), Mecklenburg-Vorpommern (minus 1,8 Prozent) und Bayern (minus 0,7 Prozent) können sich Verbraucher über gesunkene Strompreise freuen.