
Bei schnellen umsetzbaren Projekten wie der Pflanzenauswahl kommen Elemente des biodiversen, an den Klimawandel angepassten Gärtnerns zum Tragen: 71 Prozent achten auf eine regionale Herkunft der Pflanzen bei der Gestaltung von Balkon und Garten, für 74 Prozent spielt die Insektenfreundlichkeit bei der Pflanzenauswahl eine Rolle. Auch der Wasserbedarf der Pflanzen ist für 62 Prozent ein wichtiger Aspekt. Es herrscht also ein Bewusstsein für das Thema, und schon kleine Schritte unterstützen die Artenvielfalt und somit auch die Widerstandsfähigkeit des eigenen Grüns.
Viele Projekte und Initiativen zeigen, dass der Wille, die Vielfalt zu fördern, wächst. Städte und Gemeinden unterstützen die naturnahe Gestaltung und Pflege von Grünflächen und pflanzen vermehrt Bäume. Gartenkonzepte wie die Permakultur[2], deren Grundlage ein sorgsamer Umgang mit der Natur und das pestizidfreie Kultivieren von Obst und Gemüse ist, fassen zunehmend Fuß. Der einst populäre Schottergarten, der wenig Raum für Tiere und Pflanzen lässt, ist für 60 Prozent der Befragten mittlerweile ein Tabu. Und dies aus guten Gründen: Derart versiegelte Flächen bieten Tieren keine Nahrung und Rückzugsraum, zudem werden Auswirkungen des Klimawandels nicht abgefedert. Naturnah bepflanzte Gärten hingegen lassen Regen versickern und lindern durch Verdunstung den Hitzestau im Sommer.

Große Vielfalt, großes Potential
Beim konsequenten Verzicht auf Pestizide stellt sich im naturnah gestalteten Garten ein Gleichgewicht zwischen Schädlingen und Nützlingen ein. Pflanzen entwickeln sich gesund und sind robust. Dies gilt für den Gemüse- und Obstgarten ebenso wie für den Ziergarten mit Staudenbeeten, Bäumen und Sträuchern. Da zum heutigen Zeitpunkt nicht mit Sicherheit feststeht, welche Art der Bepflanzung sich in den Gärten der Zukunft in Bezug auf das sich verändernde Klima wirklich bewähren wird, braucht es Experimentierfreudigkeit. Dabei kann der Wandel auch neue Chancen beinhalten. Je größer die Vielfalt, desto größer ist das Potenzial, dass heute Geplantes zukunftsfähig sein wird.Biodiversität beinhaltet nicht nur Pflanzen und die sichtbare Tierwelt. Auch das unterirdische Ökosystem, der Boden, ist Teil davon. Milliarden von Kleinstlebewesen zersetzen organisches Material in nährstoffreichen Boden und lassen so die Pflanzen im Garten wachsen und stark werden. Eine sorgsame Bodenpflege mit regelmäßigen Kompost- und Mulchgaben ist eine Investition in die Zukunft. Sie schafft die Basis für ein stabiles Ökosystem, dass mit Klimaveränderungen und extremen Wetterereignissen besser zurechtkommt als fragile Monokulturen oder einjährige Pflanzungen.

Artenvielfalt: keine Frage der Größe
Wer den ersten Schritt hin zu mehr Natur einmal gemacht hat, wird ihn nicht bereuen. Es ist bereichernd, durch das Schaffen naturnaher Gartenbereiche nicht nur sich selbst, sondern auch vielen Pflanzen und Tieren einen Lebensraum zu bieten. Der eigene Garten oder Balkon ist ein guter Ort, selbst aktiv zu werden und einen Beitrag für mehr Biodiversität zu leisten. Auch wenn die Fläche begrenzt sein mag: Maßnahmen wie der Bau eines kleinen Gartenteichs, das Begrünen der Hausfassade oder das Bepflanzen eines Hochbeets oder Topfs mit einheimischen Wildstauden sind ein sinnstiftender Anfang! Schließlich bedecken Gartenareale gesamtheitlich betrachtet eine nicht zu unterschätzende Fläche und spielen bei der Vernetzung von Grünflächen eine wichtige Rolle. Den Naturwert seines Gartens oder Balkons zu optimieren und auf Biodiversität zu setzen, lohnt sich auf jeden Fall, erhöht es doch die Zukunftsfähigkeit der eigenen Grünfläche.Vier Tipps für Vielfalt auf kleinem Raum
- Die Randbereiche von Wegen mit Wildstauden wie Natternkopf, Königskerze oder Wegwarte bepflanzen.
- Eine ausgediente Metallwanne zum Mini-Teich umfunktionieren.
- Balkonkistchen mit mehrjährigen Wildstauden bepflanzen – sie bieten der Tierwelt Nahrung und (auch im Winter) Rückzugsräume.
- Vertikales Grün mit Kletterpflanzen.
[2] Unter Permakultur versteht man ein Konzept des Gartenbaus, das darauf basiert, mit den Kreisläufen der Natur zu arbeiten und die natürlichen Gegebenheiten miteinzubeziehen.
In der Vielfalt steckt die Kraft und Bedeutung unseres Ökosystems! Die Versiegelung, intensive Landwirtschaft und Klimawandel bedrohen die biologische Vielfalt. Mit diesen vier Tipps kann jede/r einen Beitrag zur Förderung von Biodiversität leisten: Bepflanze Randbereiche mit Wildstauden, verwandle eine Metallwanne in einen Mini-Teich, bepflanze Balkonkistchen für Nahrung und Rückzugsräume, und bring vertikales Grün mit Kletterpflanzen in deinen Raum.
Resümee von Andrea Schaffeld (Redaktion “bauen.com“)
Die Biodiversität ist entscheidend für ein gesundes Ökosystem, aber durch Versiegelung, intensive Landwirtschaft und den Klimawandel bedroht. Doch selbst auf kleinem Raum kann man viel tun: Mit Wildstauden in Randbereichen, einem Mini-Teich in einer alten Wanne, mehrjährigen Wildstauden auf dem Balkon und vertikalem Grün durch Kletterpflanzen. So kann jeder seinen Beitrag zur Förderung der Artenvielfalt leisten.