Was überraschte: Der Bau verfügt über ein zweischaliges Mauerwerk, bestehend aus zwei Ziegelwänden einer Stärke von 24 Zentimetern (außen) und elf Zentimetern (innen). Der neun Zentimeter starke Hohlraum wurde bei der Sanierung mit einer Einblasdämmung verfüllt. Außen fiel die Wahl auf das Dämmsystem UdiReco. Die 100 Millimeter dicken Holzfaserplatten können Unebenheiten im Untergrund ausgleichen. Denn das war mehr als nötig: Der im Lauf der Jahrzehnte dunkelgrau gewordene Besenwurfputz bröckelte. Das alte Mauerwerk war an manchen Stellen mit Zement verfestigt worden. Da blieb nur, den alten Putz komplett abzuschlagen. Die Holzfaser-Dämmplatten wurden auf einer Fläche von 400 Quadratmetern angebracht. Sie sind auf einer Seite hart und ergeben so nach außen eine glatte Oberfläche. Zum Untergrund hin sind sie elastisch, um Unebenheiten bis zu zwei Zentimetern auszugleichen. Ein patentierter Stelldübel mit integriertem Teller drückt die Platte in die richtige Position. Klebstoff oder eine aufwendige Unterkonstruktion sind nicht nötig. Als knifflig erwiesen sich v.a. die Flächen oberhalb der Bogenfenster wie auch die Mauerrundungen im Bereich des Erkerturms oder dem Vordach am Eingang. Um die Dämmmatten dort exakt anbringen zu können, wurden sie an den Rundungen eingeschlitzt.
Da Holzfasern die Feuchtigkeit regulieren können, kamen sie auch beim Dämmen der Kellerdecke und im Dach zum Einsatz. In Kombination mit einer modernen Haustechnik (Wärmepumpe, Fußbodenheizung, Photovoltaik) weist das Schlösschen nun mit 54 kWh/m2a einen geringeren Primärenergiebedarf auf als ein KfW-Effizienzhaus 100. Der spezifische Transmissionswärmeverlust der Gebäudehüllfläche liegt bei nur 0,405 W/K. Auf 400 Quadratmetern Fläche sind heute vier hochwertige Wohnungen untergebracht. Innen hat die Villa mit ihren hohen Decken, unterteilten Fenstern und schönen Fußbodenmosaiken viel von ihrem einstigen Charme bewahrt und kann zugleich einen komfortablen Neubaustandard bieten.
Resümee von Karsten Mueller (Redaktion “bauen.com“)
Ein Sanierungsprojekt, das zeigt, wie man alte Substanz und modernen Wohnkomfort harmonisch verbindet. Durch die Kombination aus innovativer Holzfaserdämmung und zeitgemäßer Haustechnik wird die Gründerzeit-Villa energieeffizienter als so mancher Neubau. Beeindruckend ist dabei die Liebe zum Detail, mit der knifflige Bereiche wie die Bogenfenster und Erkertürme gedämmt wurden. So wird aus einem Dornröschenschloss ein attraktives Wohnobjekt, das seinen historischen Charme und moderne Standards vereint. Ein echtes Vorbild für nachhaltige Sanierung.