Vereinfachung der Meldepflichten
Heute müssen Balkonkraftwerke noch recht kompliziert beim Netzbetreiber und Marktstammregister angemeldet werden. „Dem Solarpaket zufolge soll eine einfache Meldung im Marktstammregister der Bundesnetzagentur binnen eines Monats nach Inbetriebnahme ausreichen“, so Gerome Körbel, Geschäftsführer des Balkonkraftwerk-Anbieters Yuma. Der Netzbetreiber habe anschließend vier Monate Zeit, um zu prüfen, ob eventuell ein neuer Zähler eingebaut werden muss.„Auch Haushalte mit alten elektromechanischen Stromzählern dürfen sich ein Balkonkraftwerk zulegen, da diese vorübergehend geduldet werden“, ergänzt Körbel. Diese Stromzähler drehen ohne Rücklaufsperre rückwärts, wenn Strom ins Netz eingespeist wird. Das heißt: Die Stromrechnung reduziert sich entsprechend.
Anhebung der Leistungsgrenze auf 800 Watt
In Deutschland gilt derzeit noch die 600-Watt-Obergrenze für private Balkonkraftwerke. „Ab 2024 soll es erlaubt sein, 800–Watt–Anlagen eigenständig in Betrieb zu nehmen und entsprechende Wechselrichter zu nutzen“, erklärt Gerome Körbel. Zudem solle man in Zukunft Solarmodule mit bis zu 2.000 Watt Spitzenleistung betreiben dürfen, solange der Wechselrichter auf 800 Watt begrenzt ist: „So kann auch bei schwachen Lichtverhältnissen oder Wolken mehr Ertrag mit dem Balkonkraftwerk erzielt werden.“Weniger Vetomöglichkeiten
Bislang benötigen Mieter und Wohnungseigentümer die Zustimmung ihres Vermieters oder der Wohnungseigentümergemeinschaft (WEG) zur Installation eines Balkonkraftwerks. Auch dazu hat die Bundesregierung nun einen Gesetzentwurf verabschiedet. „Das Mietrecht und das Wohnungseigentumsgesetz sollen so verändert werden, dass Steckersolaranlagen von Vermietern und WEG nicht einfach blockiert werden können“, fasst Körbel die Pläne zusammen.Starten oder warten?
Nach Ansicht von Gerome Körbel gibt es keinen Grund, mit der Anschaffung einer Mini-Solaranlage auf das Inkrafttreten des Solarpakets 1 zu warten. Bei Yuma etwa gebe es in der Pro-Reihe einen 800-Watt-Wechselrichter, der auf 600 Watt drosselbar ist: "Damit kann man sofort starten und nach Inkrafttreten der neuen Regelungen auf 800 Watt erhöhen."Resümee / Karsten Mueller (Chefredaktion)
Das Solarpaket 1 der Bundesregierung dürfte die Nachfrage nach Balkonkraftwerken steigern. Bereits 300.000 solcher Anlagen in Deutschland, Tendenz steigend. Vereinfachte Meldepflichten und höhere Leistungsgrenzen auf 800 Watt werden erwartet. Auch Mieter und Wohnungseigentümer sollen weniger Vetorechte haben. Eine lohnenswerte Investition, die nicht auf das Inkrafttreten des Solarpakets 1 gewartet werden muss.