Deckensysteme im Überblick: Ihre Möglichkeiten im Hausbau

Geschossdecken erfüllen weit mehr als nur eine statische Funktion – sie beeinflussen die Bauweise, den Schallschutz, die Bauzeit und die Flexibilität beim Innenausbau. Je nach Material und Konstruktionsart haben die unterschiedlichen Deckensysteme ihre spezifischen Stärken.
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aktualisiert am 10.09.2025
Stahlbetondecke. Foto: Pierrick Le Cunff / Unsplash
Stahlbetondecke. Foto: Pierrick Le Cunff / Unsplash

Stahlbetondecke (monolithisch)

Die monolithische Stahlbetondecke ist eine klassische Ortbetondecke und zählt zu den am häufigsten eingesetzten Deckensystemen im Massivbau. Sie besteht aus einer Kombination von Stahlbewehrung und Beton, die auf der Baustelle gegossen wird. Der Stahl übernimmt die Zugkräfte, während der Beton die Druckkräfte aufnimmt – gemeinsam bilden sie eine hoch belastbare Konstruktion. Diese Deckenart ist äußerst flexibel einsetzbar und eignet sich für unterschiedlichste Grundrisse, Spannweiten und Anforderungen. Besonders im Geschosswohnungsbau oder bei individuellen Architektenhäusern spielt sie ihre Stärken aus.

Vorteile:
  • Sehr hohe Tragfähigkeit
  • Individuelle Anpassung an Grundrisse möglich
  • Geeignet für anspruchsvolle Architektur
Nachteile:
  • Hoher Aufwand bei Schalung und Bewehrung
  • Lange Trocknungszeit durch Baufeuchte
  • Schlechter Trittschall- und Wärmeschutz ohne Zusatzmaßnahmen

Filigrandecke

Die Filigrandecke ist eine sogenannte Halbfertigteildecke, die aus werkseitig vorgefertigten Stahlbetonplatten besteht. Diese Platten – meist etwa 5 cm stark – werden mit Bewehrung versehen und auf die Baustelle geliefert. Dort werden sie auf Hilfsstützen oder das tragende Mauerwerk aufgelegt, ergänzt und mit Ortbeton vergossen. Durch diese Kombination entsteht eine vollwertige Stahlbetondecke.

Vorteile:
  • Schnellere Bauzeit als Ortbeton
  • Geringerer Schalungsaufwand
  • Gute Maßgenauigkeit
  • Leitungsintegration möglich
Nachteile:
  • Abbindezeit durch Ortbeton bleibt bestehen
  • Teilweise zusätzliche Baufeuchte

Fertigteildecke

Fertigteildecken bestehen aus industriell vorgefertigten Deckenplatten, die auf der Baustelle lediglich aufgelegt und verbunden werden. Je nach Material kommen Ziegel, Bimsbeton oder Porenbeton zum Einsatz. Die Elemente sind statisch tragfähig, oft bereits mit integrierter Bewehrung ausgestattet und benötigen keinen zusätzlichen Ortbeton.

Vorteile:
  • Schnelle und trockene Montage
  • Hohe Maßgenauigkeit
  • Sofort begehbar
  • Geringe Baufeuchte
Nachteile:
  • Begrenzte Anpassbarkeit an unregelmäßige Grundrisse
  • Transport- und Hebetechnik erforderlich

Einhängedecke / Träger-Rippendecke

Einhängedecken – auch als Rippendecken oder Träger-Füllkörperdecken bekannt – bestehen aus vorgefertigten Trägern mit aufliegenden Füllkörpern, meist aus Ziegel oder Leichtbeton. Die Träger enthalten bereits einen Teil der Bewehrung und werden im Raster auf Mauerwerk oder Stützen gelegt. Zwischenräume füllt man mit den Füllkörpern aus, die oft als verlorene Schalung dienen.

Vorteile:
  • Hohe Spannweiten bis über 8 m
  • Sehr gute Schall- und Wärmedämmung
  • Ideal für Eigenleistung
Nachteile:
  • Trocknungszeit durch Ortbeton
  • Zusätzliche Bewehrung notwendig

Holzbalkendecke

Die Holzbalkendecke ist ein traditionsreiches Deckensystem, das vor allem im Holz- und Fertighausbau sowie in Altbauten verbreitet ist. Sie besteht aus parallel verlaufenden Holzbalken, die den Deckenaufbau tragen. Zwischen den Balken können Installationen, Dämmmaterialien oder Schüttungen eingebracht werden.

Vorteile:
  • Geringes Eigengewicht
  • Nachhaltige Bauweise
  • Gute Dämmwirkung bei richtiger Ausführung
  • Schnell montierbar

Nachteile:
  • Begrenzte Tragfähigkeit
  • Schallschutz nur mit Zusatzmaßnahmen effektiv
  • Brandverhalten schlechter als bei mineralischen Baustoffen

Vergleichstabelle Deckensysteme

Deckentyp Traglast Dämmung Bauzeit Trocknungszeit Anpassbarkeit Besonderheiten
Stahlbetondecke Sehr hoch Mäßig Lang Hoch Sehr hoch Komplett individuell ausführbar
Filigrandecke Hoch Gut Mittel Mittel Hoch Werk- und Ortbeton kombiniert
Fertigteildecke Hoch Gut Sehr schnell Keine Gering Industrielle Präzision, trocken
Einhängedecke Hoch Sehr gut Mittel Mittel Gut Für Selbstbau geeignet
Holzbalkendecke Mittel Sehr gut Schnell Keine Sehr hoch Nachhaltig, leicht, sichtbar

Fazit

Die Wahl des passenden Deckensystems ist eine zentrale Entscheidung im Hausbau, die sowohl funktionale als auch wirtschaftliche Auswirkungen hat. Während die klassische Stahlbetondecke durch ihre Vielseitigkeit und Belastbarkeit überzeugt, punkten Fertigteil- und Filigrandecken mit Zeit- und Kosteneffizienz. Wer auf eine hohe Eigenleistung, gute Dämmwerte und flexible Gestaltung setzt, findet in der Einhängedecke eine bewährte Lösung. Die Holzbalkendecke hingegen ist besonders für ökologisch orientierte Bauherren interessant und bietet gestalterische Freiheiten bei sichtbarer Konstruktion. Letztlich hängt die beste Wahl immer vom individuellen Bauvorhaben, dem Grundriss, den statischen Anforderungen sowie dem gewünschten Schallschutz und der Bauzeit ab. Eine gute Planung und Beratung sind daher essenziell, um langfristig funktional und wirtschaftlich zu bauen.

Quelle10.09.2025
Hausbau-Grundlagen / Bauplanung von bauen.com

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