Das Haus, das ARSP Architekten um- und weiterbauten, wurde bereits 1935 zur Gartenseite um rund vier Meter erweitert. Dies bedeutete zwar einen räumlichen Zugewinn, gestalterisch bestach die Erweiterung jedoch nicht mit besonderen Stilelementen. Im Gegensatz zu den anderen drei Fassaden des Hauses, die sich rund 90 Jahre nach ihrer Errichtung weitestgehend in ihrem ursprünglichen Zustand befanden. ARSP ließen diese Elemente – etwa mit ihren eleganten übers Eck geführten Fensterleisten – mit viel Liebe zum Detail aufarbeiten, so dass sie wieder dem Gesamtkontext der Siedlung entsprachen.
„Wir wollten das Haus nicht totsanieren, sondern neu beleben, ohne ihm den Perfektionismus eines Neubaus überzustülpen“, erklärt Rike Kress, Architektin und Partnerin bei ARSP Architekten den Entwurfsansatz. Und da die Nordfassade mit ihren beliebig platzierten Fenstern eher abweisend wirkte, nutzten ARSP Architekten diese zum Garten gewandte Seite, um der Villa Fleisch eine neue zeitgemäße (Raum-)Schicht hinzuzufügen. Die Brüstungen der bestehenden Fenster wurden abgebrochen und bodentiefe zweiflüglige Balkontüren eingesetzt. Vor die Nordfassade setzten ARSP Architekten – mit einem kleinen aber respektvollen Abstand zum Bestand – einen zwei Meter tiefen Stahlanbau, der die Konturen des Wohnhauses nachzeichnet. Die Konstruktion erlaubt nun auf drei Etagen einen geräumigen Austritt und erweitert die Wohnfläche in den warmen Monaten nach draußen.
Wie ein Januskopf präsentiert sich die Villa Fleisch heute ihren Bewohnern und Besuchern – zur Straße historisch, zum Garten zeitgenössisch – dennoch ist das Haus klar als eine Einheit erkennbar. Die neue Raumschicht an der Nordseite wurde mit einem feinmaschigen Edelstahlnetz als Absturzsicherung verkleidet, das je nach Tageszeit und Lichteinfall mal transparenter oder dichter wirkt und poetische Schattenspiele auf die Fassaden wirft.