Trend 1: Kreislaufwirtschaft: das Nachhaltigkeitsprinzip
Innovative Verfahren beleben den Markt für klimafreundliches, nachhaltiges Bauen. Im Zentrum steht die Wiederverwendbarkeit bereits verbauter Materialien – das „Cradle to Cradle“-Prinzip. Umweltexpertinnen und -experten fordern: Bereits in der frühen Planungsphase von Bauten müssen Instandhaltung und Entsorgung berücksichtigt werden. Statistisch gesehen werden in Deutschland mehr als 16 Tonnen Metall, Beton, Holz und andere Rohstoffe pro Jahr und Person verbraucht. Dieser Verschwendung wertvoller Rohstoffe und Ressourcen will die Europäische Kommission Einhalt gebieten. Die Spareffekte für die Umwelt und Wirtschaft schätzt sie sehr hoch ein: Eine sofortige Umstellung auf ein Wiederverwendungsprinzip, der sogenannten „Circular Economy“, würde EU-weit in den nächsten acht Jahren 600 Milliarden Euro einsparen und zwei Millionen neue Jobs schaffen.„Allein auf das Baugewerbe entfallen über 35 Prozent des Abfallaufkommens in der EU“, sagt Holm Breitkopf von der Bausparkasse BHW. „Die Kreislaufwirtschaft ist der Zukunftsmarkt schlechthin!“ Aktuell werden die meisten Ressourcen verschwendet, weil Materialien nach Gebrauch nicht in ihre Bestandteile zerlegt werden. Leuchtturm-Projekte wie die Bayern-Kaserne in München zeigen, was geht. Hier baut man – nach dem Prinzip der Ökoeffektivität – aus Bau- und Abbruch-Abfällen neue Häuser für junge Familien.
Trend 2: Flexibel wohnen und arbeiten
Neue Formen des städtischen Wohnens und Arbeitens finden immer mehr Anhänger. Cluster-Wohnen und Co-Working-Spaces ermöglichen eine neue Wohnflexibilität. Sie versprechen nicht nur kreatives Wohnen, sondern auch die effektivere und preiswerte Nutzung von Platzressourcen. Viele Menschen suchen eine Antwort auf steigende Mietpreise und den Bedarf an wohnortnahen Arbeitsplätzen. Eine Option ist es, Wohnraum gemeinsam zu gestalten und Gemeinschaftsräume fürs Arbeiten zu schaffen. Cluster-Wohnungen, eine Kreuzung zwischen Wohngemeinschaft und Kleinstwohnung, bieten dafür attraktive Möglichkeiten. Sie sehen zusammen nutzbare Räume vor, etwa Wohnküchen, Bibliotheken, Lesezimmer oder Dachterrassen.„Für das Wohnen bedeutet das ein Umdenken“, sagt Iris Laduch von der BHW Bausparkasse. „Neue Konzepte zielen daher auch auf die langfristige Flexibilität für die Bewohnenden.“ Noch werden die meisten Wohngebäude sowohl eigentumsrechtlich wie auch bautechnisch als Einzeleinheiten gebaut. Das erschwert eine spätere Anpassung, wenn sich Bedürfnisse verändern. Das Cluster-Wohnprojekt Spreefeld in Berlin zeigt, welche Vorteile ressourcen- und klimaschonende Wohnqualität bieten kann. Im Erdgeschoss gibt es sogenannte Optionsräume, die etwa als Co-Working-Space dienen oder vermietet werden können.
Trend 3: Dächer und Fassaden begrünen
Dächer und Fassaden zu begrünen ist kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit. So lautet das Fazit des Bundeskongresses Gebäudegrün 2021. Als Ausgleich für die über 90 Quadratkilometer Fläche, die jedes Jahr in Deutschland versiegelt werden, verbessern Grünflächen das Mikroklima und die Wohnqualität. Rund 42 Prozent der Städte und Gemeinden über 50.000 Einwohner fördern laut dem Bundesverband Gebäudegrün e. V. mit direkten oder indirekten Zuschüssen die Dachbegrünung, 34 Prozent auch die Fassadenbegrünung.„Die Anreize für grüne Gebäude zeigen Wirkung“, erläutert Jan Ebert von der BHW Bausparkasse. „Das motiviert Hausbesitzer und Wohneigentümergemeinschaften, sich mit eigenen Maßnahmen für ein besseres Klima zu engagieren.“ Schon heute liegt die Summe der über die Jahre hinweg begrünten Dachflächen in Deutschland bei rund 120 Quadratkilometern. Horizontale und vertikale Gärten sind Multitalente. Pro Quadratmeter wandeln sie rund 300 Gramm CO2 in Sauerstoff um. Sie reduzieren Abgase, schützen vor Überhitzung, verbessern die Dämmung von Gebäuden und sparen Energie. Auch optisch werten die Gärten Hauswände und Dächer auf. Dabei stechen begrünte Fassaden deutlich mehr ins Auge und erzeugen auch mehr Grünvolumen als extensiv bepflanzte Dachflächen.