Große Unterschiede zwischen Stadt und Land
Ein Drei-Personen-Haushalt mit einem Stromverbrauch von 4.000 Kilowattstunden (kWh) zahlt derzeit im bundesweiten Durchschnitt jährlich 432 Euro (netto) an Stromnetzgebühren. In städtischen Gebieten liegen diese bei durchschnittlich 420 Euro, in ländlich geprägten Gegenden hingegen bei 464 Euro, was einem Unterschied von rund 11 Prozent entspricht.Besonders ausgeprägt ist das Stadt-Land-Gefälle in den neuen Bundesländern. Hier zahlen Haushalte in ländlichen Gebieten rund 20 Prozent mehr als in den Städten, in den alten Bundesländern liegt der Unterschied bei rund 9 Prozent. Teure und günstige Stromnetzgebiete liegen mitunter recht nah beieinander: Während ein Haushalt mit einem Jahresverbrauch von 4.000 kWh in Bremen durchschnittlich 334 Euro für Stromnetzentgelte ausgeben muss, sind es im ländlichen Schleswig-Holstein hingegen 616 Euro. Ähnlich hoch sind die Unterschiede auch in Mecklenburg-Vorpommern. In städtischen Gebieten werden dort 371 Euro fällig, in ländlichen Gegenden sind es 560 Euro.
„Die regionalen Unterschiede der Stromnetzgebühren werden teilweise vom Ausbau der erneuerbaren Energien verursacht. Faktoren wie die Industrie- und Bevölkerungsdichte haben allerdings ebenfalls großen Einfluss“, sagt Thorsten Storck, Energieexperte bei Verivox.
Gleiche Netzgebühren würden Kosten deutlich verschieben
Verschiedene Verbände fordern einheitliche Stromnetzgebühren für alle Regionen Deutschlands. Würde der bundesweite Durchschnitt der Stromnetzentgelte von 432 Euro überall gelten, müsste ein Drei-Personen-Haushalt auf dem Land im Schnitt rund 32 Euro weniger bezahlen, bei Haushalten in der Stadt wären es durchschnittlich 12 Euro mehr.Besonders stark würden die ländlichen Haushalte in Schleswig-Holstein (-184 Euro), Mecklenburg-Vorpommern (-128 Euro) und dem Saarland (-83 Euro) profitieren. Haushalte in Bremen (+98 Euro) und den städtischen Gebieten von Mecklenburg-Vorpommern (+61 Euro) hätten hingegen deutlich höhere Kosten.
Stromnetzgebühren in fünf Jahren um 56 Prozent gestiegen
Die Netzentgelte machen derzeit rund 30 Prozent des Strompreises für Haushalte aus. Im Bundesdurchschnitt sind sie in den letzten fünf Jahren um 56 Prozent gestiegen. Besonders stark war der Anstieg in Berlin (+86 Prozent), Rheinland-Pfalz (+73 Prozent), Hamburg (+72 Prozent) und dem Saarland (+71 Prozent).„Angesichts der notwendigen Investitionen in den Umbau der Energieinfrastruktur rechnen wir auch in den kommenden Jahren mit weiter steigenden Stromnetzgebühren für Haushalte in Deutschland“, sagt Thorsten Storck.
Methodik
Verivox hat die im Jahr 2024 gültigen Stromnetzentgelte für Haushalte ausgewertet. Die Durchschnittswerte wurden durch eine Gewichtung nach der Anzahl der Haushalte im jeweiligen Verteilnetzgebiet ermittelt.Städtische und ländliche Regionen wurden anhand der Haushaltszahlen pro Postleitzahlengebiet ermittelt. PLZ-Gebiete mit bis zu 5.000 Haushalten wurden als ländlich, Gebiete ab 20.000 Haushalte als städtisch kategorisiert.
Netznutzungsentgelte werden für den Ausbau und die Instandhaltung der Leitungen erhoben. Auch die Kosten für Zählerinstallation, Ablesung und Abrechnung sind darin enthalten. Sie werden von den Verbrauchern im jeweiligen Verteilnetz gemeinsam getragen.