01.01.2001

Fertigbau geht es besser als der Bauindustrie insgesamt – Branche schätzt 2005 als schwieriges Jahr ein

Nach drei Jahren Aufschwung wird das Klima für die Hersteller von Fertighäusern wieder rauer. Die Mitglieder des größten Branchenverbandes BDF rechnen nach Angaben des Präsidenten des Bundesverbandes Deutscher Fertigbau, Gerd Glenewinkel, in diesem Jahr mehrheitlich mit einem schwächeren Geschäft als im Vorjahr. „Jeder zweite industrielle Hersteller von Holzfertighäusern meldet zu Jahresbeginn einen niedrigeren Auftragsbestand als noch im Januar 2004 und plant folglich eine geringere Produktion. Die Betriebe stellen sich auf einen mittelfristig schrumpfenden Baumarkt ein, in dem es vor allem Marktanteile der konkurrierenden Bauweisen zu erobern gilt.“ Eine gute Nachricht für die Bauherren sei, dass die Verkaufspreise für Fertighäuser wie schon im vergangenen Jahr weitgehend stabil bleiben würden. Inflationsbereinigt sind Fertighäuser 2004 sogar günstiger geworden.
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Der Dämpfer trifft die Haushersteller nicht unerwartet, denn 2004 war mit mehr als 10.000 gebauten Ein- und Zweifamilienhäusern ein gutes Jahr für die Verbandsunternehmen. Denn anders als der übrige Bausektor hat die Branche ihren Umsatz um gut vier Prozent auf insgesamt 1,52 Milliarden Euro ausbauen können, und auch die Ertragslage hat sich verbessert. Dass diese Zahlen voraussichtlich so schnell nicht mehr erreicht werden, liegt zu einem Großteil am Tauziehen um die Eigenheimzulage, das der Bauindustrie seit zwei Jahren starke Vorzieheffekte beschert und die Produktion voll ausgelastet hat. Dieser Schub fällt nun weg, der rückläufige Trend ist absehbar.

Die alljährliche Drohgebärde der Bundesregierung, die Zulage abzuschaffen, hat einen Zyklus in Gang gesetzt, der die Planungssicherheit im Eigenheimbau gefährdet: Der Auftragseingang ist bei den meisten Herstellern zum Jahresanfang schlecht, zum Ende dagegen am stärksten – ein klares Indiz für eine Torschlusspanik unter den Bauinteressenten. Hier ist die Politik gefordert, verlässliche Rahmenbedingungen zu schaffen. Es muss Schluss damit sein, die Eigenheimzulage jedes Jahr unter neuen Vorwänden in Frage zu stellen, um Haushaltslöcher zu stopfen. Kippt die Zulage tatsächlich, wären die Folgen dramatisch, denn nach Schätzungen der Bauindustrie würde ohne diese Förderung etwa jedes sechste Haus in Deutschland nicht mehr gebaut.

Es gibt aber Grund zur Hoffnung, dass die Eigenheimzulage bleibt. Der Vorschlag des Bundesverbandes Deutscher Fertigbau, die Förderung zu einer Art Bau- Kindergeld umzugestalten, wird in der Politik durchaus gehört, denn er kommt sowohl der Regierung als auch der Opposition gelegen. „Sollten wir die Eigenheimzulage nicht in Gänze retten können, dann wäre das eine gute Variante“, sagt die Opposition. Aus Regierungskreisen ist zu hören: „Wir wollen sie ja ganz streichen, aber wenn wir im Bundesrat scheitern wäre das eine gute Alternative.“ Nach diesem Vorschlag wird die Eigenheimzulage auf Haushalte mit Kindern beschränkt. Dabei entfällt die Grundförderung von 1.250 Euro pro Jahr, statt dessen wird die Kinderzulage von jetzt 800 Euro auf 1.600 Euro je Kind verdoppelt. Glenewinkel: „Dadurch würden Familien mit Kindern wirksam gefördert und der Staat trotzdem weniger Geld ausgeben als bisher. Hochgerechnet sparen Bund und Länder mit unserem Modell über den Förderzeitraum von acht Jahren insgesamt 2,53 Milliarden Euro, das sind 40 Prozent der heutigen Fördermittel.“

Abseits der Politik wird es für den Eigenheimbau in den kommenden Jahren darum gehen, neue Wachstumsfelder zu erschließen. Eines davon ist sicherlich das Auslandsgeschäft. Laut einer aktuellen Umfrage denkt die Mehrzahl der deutschen Fertighaus-Hersteller darüber nach, die Exportaktivitäten zu verstärken. Der Auslandsanteil liegt bei den im BDF organisierten Unternehmen bei etwas über fünf Prozent, aber die Tendenz ist steigend. Gegenüber dem Jahr 2000 hat sich der Anteil der im Ausland gebauten Häuser verdoppelt. Die wichtigsten Ausfuhrländer der Branche sind heute die Schweiz, Österreich und Italien. Weitere Auslandsmärkte entwickeln sich in Spanien, Tschechien, Irland, Polen, der Slowakei, Ungarn, Großbritannien und den Niederlanden. Unter diesem Aspekt ist auch die Öffnung der osteuropäischen Märkte nicht einseitig als Risiko, sondern zugleich als Chance zu sehen. Ein anderes künftiges Standbein kann eine stärkere Orientierung in Richtung Objektbau sein, also etwa der Bau von Schulen, Kindergärten, Hotels und Altenheimen. Auch in diesem Segment ist der Umsatzanteil von durchschnittlich rund 10 Prozent noch ausbaufähig.

Insgesamt kann die Fertighausbranche optimistisch in die Zukunft blicken, denn es geht ihr immer noch besser als dem Rest der Bauindustrie. Wenn der Fertigbau heute einen Marktanteil von nur etwa 15 Prozent hat, dann liegt sein Potenzial in den übrigen 85 Prozent. Ansätze, sich mehr von diesem Kuchen zu sichern, sind vorhanden. Der Marktanteil des Fertigbaus wird sich laut Glenewinkel wesentlich nach oben bewegen, wenn es den Herstellern gelingt, die Vorteile dieser Bauweise - die hervorragende und geprüfte Bauqualität, das angenehme Wohnklima in einem Holz-Fertighaus und die Zuverlässigkeit bei Preisen und Terminen - zu kommunizieren. Eine entsprechende Initiative diesbezüglich wird der Verband in diesem Jahr starten.

Die Fertigbaubranche blickt nicht zuletzt deshalb optimistisch in die Zukunft, weil der Wunsch, in einem eigenen Haus zu wohnen, auch in Zukunft der Traum vieler Menschen sein wird. „Die Suche nach Geborgenheit wird immer bleiben. Außerdem hat das Eigenheim bei der Altersvorsorge einen sehr hohen Stellenwert, weil es eine verläßliche Größe ist: Was man im Alter spart, wenn man keine Miete mehr zahlen muss, kann jeder schon heute ausrechnen“, so Glenewinkel.



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