06.11.2023

Nachhaltiges Wohnen: So sanieren Sie energieeffizient

Die Kosten für Energie steigen, und das wird sich in absehbarer Zeit auch nicht ändern. Gleichzeitig ist das Sanieren von Altbauten nach energieeffizienten Gesichtspunkten politisch erwünscht. Aber muss es gleich die Wärmepumpe für alle sein? Ist das überhaupt im Sinne der Effizienz? Und vor allem: Was können Mieter und Mieterinnen tun?
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Alte Heizung raus, Wärmepumpe rein - das ist aktuell für Hausbesitzer der Inbegriff von energieeffizientem Sanieren. Dabei ist erstens die Wärmepumpe gar nicht zwingend vorgeschrieben und zweitens sie alleine noch längst kein Anzeichen für nachhaltiges Wohnen. Energieeffizienz ist weit mehr als nur ein Heizsystem, das von fossilen Brennstoffen auf Strom (der zum Teil aus fossilen Energien gewonnen wird) umstellt. Und der vermutlich wichtigste Punkt ist ohnehin der Kostenpunkt: Denn was hilft schon eine Ersparnis von ein paar Euro jährlich in den Heizkosten, wenn der Umbau fünfstellige Beträge verschlingt? Tatsächlich wird energetisches Sanieren nach wie vor gefördert, und zwar von verschiedenen Stellen. Neben Darlehen und vergünstigten Krediten gewähren Kommunen, Landkreise und Bundesländer, aber auch einige EU-Stellen Zuschüsse. Diese Hilfen sind an Bedingungen geknüpft. Idealerweise kann die jeweilige Baufirma beraten und kennt sich aus. Die KfW-Förderung mit ihren niedrigen Zinsen und dem Tilgungszuschuss für den Umbau von Wohnimmobilien in ein Effizienzhaus ist nur eine von vielen Möglichkeiten.
 
Mehr als Heizkosten senken. Grafik: FINANZCHECK

Was genau versteht man unter nachhaltigem Wohnen?

Der Begriff des nachhaltigen Wohnens ist nicht klar definiert. "Nachhaltigkeit" ist eines der Buzzwords, die seit einigen Jahren für alles Mögliche und Unmögliche herhalten müssen. Im Allgemeinen versteht man unter Nachhaltigkeit, dass etwas auch langfristig sinnvoll ist und über einen längeren Zeitraum Mehrwerte generiert. Ob diese Mehrwerte nun zwingend im energetischen Bereich zu finden sind, oder ob es sich um einen Wert für die Gesundheit handelt, ist erst einmal unklar. Nachhaltiges Wohnen kann also von schadstofffreien, allergikerfreundlichen Interieurs bis hin zum Passivhaus alles meinen.
 
Wir grenzen den Begriff daher ein: Hier geht es darum, Altbauten und bestehende Wohnimmobilien zu einer besseren Energiebilanz zu verhelfen. Es bleibt die Frage: Was genau trägt zu einer besseren Energiebilanz bei? Die Neubau- und Sanierungsförderung des Bundesbauministeriums gibt einen Hinweis. Diese Förderungen wurden geschaffen, um bis 2045 Klimaneutralität im Gebäudesektor zu erreichen. Neben Komplettsanierungen sind einzelne Maßnahmen förderungswürdig. Darunter fällt der Austausch alter Fenster und Außentüren, aber auch das Ersetzen alter Heizungsanlagen. Eine weitere Maßnahme ist die Wärmedämmung.
 
Welche Maßnahmen überhaupt Sinn machen, muss im Einzelfall geklärt werden. Jedes Haus ist anders - welche Art von Wärmedämmsystemen in Verbindung mit welcher Heizungsanlage Sinn macht, ist individuell verschieden. Die erste Anlaufstelle für sanierungswillige Immobilienbesitzer ist deshalb die Energieberatung. Und auch die wird vom Bund mit 80 Prozent des Beratungshonorars gefördert, wenn ein individueller Sanierungsfahrplan erstellt wird. Die Erstberatung übernehmen die Verbraucherzentralen.

Energieversorgung als Mix denken

Bei Neubauten ist es längst üblich, die Energieversorgung als eine Mischung von verschiedenen Technologien zu denken. Die alte Anlage, die mit Gas oder Öl sowohl für Wärme als auch für Warmwasser gesorgt hat, wird nicht mehr verbaut. Wärmeversorgung und Trinkwarmwasserbereitung erfolgen mit einer Mischung aus Wärmepumpen, Solarwärme, Biomasse oder über den Anschluss an ein erneuerbar versorgtes Wärmenetz. Geothermie wird ebenfalls genutzt, wo das eben möglich ist. So ein Mix kann bedeuten, dass eine Grundwasserwärmepumpe für Wärme in den Räumen sorgt. Diese Pumpe benötigt Strom - der wird über eine geschickt ausgerichtete Solaranlage auf dem Dach selbst generiert. Und weil die Anlage mehr Strom produziert als die Wärmepumpe benötigt, kann ein Durchlauferhitzer für Warmwasser sorgen, und sogar die Wallbox für die E-Autos wird daraus gespeist. Dank smarter Haustechnik laufen die großen Verbraucher des Haushalts, also Waschmaschine, Trockner und Spülmaschine, in erster Linie dann, wenn die Solaranlage ohnehin ausreichend Strom bereitstellt. So ein System macht zwar nicht komplett unabhängig von der öffentlichen Stromversorgung, aber es reduziert den Bedarf an Energie von außen enorm.
Im genannten Beispiel geht es um eine umfassende Sanierung, die neben der Heizungsanlage auch die Warmwasserversorgung und die Stromversorgung des Hauses betrifft und insbesondere bei einem Umstieg auf E-Mobilität Sinn macht. Wirklich rund wird die Sache, wenn der Altbau gut wärmegedämmt und mit modernen Dreifachfenstern versehen wird. So ein Umbau kann sukzessive über mehrere Jahre stattfinden oder in einem Rutsch realisiert werden.

Stichwort altbaugerechte Sanierung

Bei Bestandsbauten gibt es allerdings ein paar Dinge zu beachten, sodass eine umfassende Sanierung wie im oben genannten Beispiel oft nicht umgesetzt werden kann. Generell sollten Baufirmen nur so wenig wie möglich von den vorhandenen Konstruktionen verändern. Das gilt insbesondere dann, wenn der Denkmalschutz involviert ist. Schäden an der Bausubstanz müssen vermieden werden. Es ist auch im Sinne der Nachhaltigkeit, die vorhandenen Bauteile bei der Sanierung erstens zu schützen und zweitens so umfassend wie möglich wiederzuverwenden. Das trägt nicht nur zum Erhalt des Erscheinungsbildes bei (bei Fassaden, Dächern und historischen Fenstern beispielsweise), sondern vermeidet auch problematische Abfälle.
Insbesondere bei älteren Gebäuden ist Schimmel oft ein Thema. Wird mit trockenen Bauweisen gearbeitet, belastet Feuchtigkeit das Bauwerk nicht zusätzlich. Die ökologischen und ökonomischen Überlegungen sind bei Altbestand also unter Umständen etwas andere als bei einem Neubau.

Kein Wohneigentum? Auch Mieter können energetisch sanieren!

Grundsätzlich ist für Sanierungen der Eigentümer oder die Eigentümerin verantwortlich. Was also können Mieter angesichts steigender Kosten für Heizung und Warmwasser tun? Kleinere Modernisierungsmaßnahmen dürfen durchaus in Eigenregie durchgeführt werden. Es gibt eine einfache Faustregel: Alles, was man ohne großen Aufwand wieder rückgängig machen kann, darf von Mietern und Mieterinnen "umgebaut" werden. Trotzdem muss der Vermieter oder die Vermieterin über die Maßnahmen informiert werden. So ein klärendes Gespräch muss niemand fürchten: Oft genug sind die Sanierungsmaßnahmen auch im Sinne der Immobilieneigentümer, die sich gegebenenfalls finanziell beteiligen oder den Umbau ganz übernehmen. Das bedeutet allerdings, dass die neu verbauten Technologien bei einem Umzug in der Wohnung verbleiben.

Was genau können Mieter für nachhaltiges, energieeffizientes Wohnen tun? Diese Maßnahmen sind möglich:
  • Fenster und Türen mit Dichtungsbändern dämmen, damit der Wind nicht mehr in die Wohnung pfeift.
  • Sparduschköpfe und Aufsätze für den Wasserhahn reduzieren die durchlaufenden Wassermengen.
  • Programmierbare Thermostate helfen, die Raumtemperatur individuell und nachhaltig zu managen.
  • Isolierende Folien helfen, den Wärmeverlust an großen Fensterflächen einzudämmen. Bei Dachfenstern senken diese Folien die Innentemperatur im Sommer um einige Grad.
  • Außenrollläden helfen, nachts die Temperatur in den Innenräumen konstant zu halten. Im Sommer halten sie die Hitze draußen. Besonders bewährt haben sich Alulamellen.
  • Wer tagsüber zu Hause ist, kann über ein Balkonkraftwerk Strom erzeugen und in den Mittagsstunden für die großen Verbraucher (Waschmaschine, Spülmaschine) selbst nutzen.

Fazit: Energieeffizienz im Wohnbereich hat viele Gesichter

Nachhaltiges Wohnen ist immer eine individuelle Angelegenheit. Welche Drehschrauben wirklich eine Verbesserung der Energiebilanz bringen, was sinnvoll und förderwürdig ist, kann bei einer Energieberatung herausgefunden werden. In der Regel ist ein individueller Mix aus verschiedenen Maßnahmen zielführend. Auch Mieter können zur Energieeffizienz ihrer Wohnung einiges beitragen. Selbst das Anpflanzen von stark belaubten Bäumen vor dem Südfenster kann eine Maßnahme hinsichtlich Energieeffizienz darstellen.

Quelle
e.h.


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