01.01.2001

Das Fertighaus: Modern, sicher und bequem - Interview mit Gerd Glenewinkel

Am 20. November 2004 hat der BDF, Bundesverband Deutscher Fertigbau, Gerd Glenewinkel zum neuen Präsidenten gewählt. Als Nachfolger von Hans Weber, der 18 Jahre lang die Geschicke des Verbandes lenkte und nicht mehr für das Amt kandidierte, will er die Ziele seines Amtsvorgängers mit neuer Energie weiter verfolgen: Mehr deutschen Bauherren ihren Traum vom Eigenheim zu erfüllen – natürlich in einem modernen Fertighaus. FamilyHome sprach mit dem 62-jährigen, der seit fast 40 Jahren in der Fertighausbranche tätig ist, über die Eigenheimzulage, die Vorteile von Häusern in Fertigbauweise, die Ansprüche von Bauherren und die Ziele, die er in seinem neuen Amt verfolgen möchte.
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Gerd Glenewinkel (Foto: BDF e.V.)FamilyHome: Herr Glenewinkel, welche Gründe halten Sie persönlich für ausschlaggebend bei der Entscheidung, ein Haus zu bauen?

Gerd Glenewinkel: Ich denke, dass es in erster Linie emotionale Gründe sind: Die Suche nach Geborgenheit, der Wunsch sich in ein eigenes Haus zurückziehen zu können, um dort so zu leben, wie man leben möchte.
Es ist im Grunde immer noch die Erfüllung eines Traums. Für die Wenigsten fällt die Entscheidung aus der Not heraus, aus einer bestimmten Wohnsituation heraus zu müssen. Da könnte man ja dann auch von einer Mietwohnung in die andere wechseln.

FamilyHome: Was unterscheidet den Fertighaus-Bauherren von dem Bauherren eines konventionellen Hauses?

Gerd Glenewinkel: Die Bauherren von Fertighäusern sind modernen Bauweisen gegenüber aufgeschlossener. Deutschland hat, im Vergleich zu anderen Ländern, keine sehr hohe Fertighaustradition. Das heißt also im Umkehrschluss, wir sind ein sehr konservatives Land. Wenn sich dann immer noch rund 15 Prozent der Bauherren für ein Fertighaus entscheiden, dann sind das aufgeschlossen denkende Menschen. Das müssen nicht immer nur junge Familien sein, das sind durchaus auch ältere Bauherren.

FamilyHome: Das heißt die Bauherren entscheiden sich ganz bewusst für ein Fertighaus?

Gerd Glenewinkel: Aber ja. Es ist ja schließlich nicht so, als ob der Fertigbau billiger wäre, als konventionell gebaute Häuser. Wir bauen einfach moderner und haben damit den großen Vorteil, zukunftssicherer zu sein. Wir sind in vielen Gebieten Vorreiter, zum Beispiel was technische Systeme anbelangt. Häufig ist aber auch unser Serviceangebot ausschlaggebend: wir liefern schlüsselfertige Häuser, wir kümmern uns um alles und der Bauherr muss relativ wenig tun – außer die Unterschrift unter den Kaufvertrag setzen und eben die Auswahl zusammen mit unseren Beratern treffen. Ganz ohne ihn geht’s natürlich auch nicht. Aber er wird stark entlastet von allem, was in der Regel beim Hausbau konventioneller Art auf ihn zukommt.

FamilyHome: Bequem zum eigenen, individuellen Haus – das klingt viel versprechend und liegt doch eigentlich genau im Trend der Zeit. Glauben Sie, dass sich der Fertigbau aufgrund der überdurchschnittlichen Service- und Sicherheitsleistungen in Zukunft einen größeren Marktanteil erobern kann, als die bisherigen zwölf bis 15 Prozent?

Gerd Glenewinkel: Es wird sich dann wesentlich nach oben bewegen, wenn es uns gelingt, in den Köpfen der Leute noch mehr Einsicht für die Vorteile zu gewinnen, die wir bieten. Das ist ja nicht nur die Bequemlichkeit, das ist auch die hohe Qualität. Wir haben eine gesetzlich vorgeschriebene Gütekontrolle. Weit über das gesetzlich geforderte Maß hinaus, fordert aber unsere Qualitätsgemeinschaft Deutscher Fertigbau, der wir uns als Mitglieder des Bundesverbandes verpflichtet haben, viel, viel mehr. Deswegen ist die Qualität generell viel besser, als alles, was Sie sonst noch auf dem Markt finden. Und das ist nicht nur ein Lippenbekenntnis – wir kontrollieren das auch. Die Zahl der Verstöße ist dabei übrigens ausgesprochen gering. Es ist auch äußerst schwer, wenn ich eine industriell ausgerichtete Produktion habe, plötzlich bei jedem zehnten Haus Pfusch zu machen: Wenn es neun Mal funktioniert hat, muss es auch beim zehnten Haus funktionieren.

FamilyHome: Das sind tolle Argumente für den Fertigbau und Ihre Mitgliedsunternehmen versuchen, diese ja auch seit Jahren mit umfangreichen Werbemaßnahmen an den Kunden zu bringen. Glauben Sie, dass diese harten Fakten den durchschnittlichen Bauherrn zum Fertighaus bekehren können?

Gerd Glenewinkel: Allein damit kommen Sie an den Bauherren nicht heran. Ich habe vorhin davon gesprochen, dass sich Bauherren mit ihrem Haus einen Traum erfüllen. Dazu gehört natürlich mehr als nur harte Fakten: Die Architektur muss stimmen, sie muss sich der Landschaft anpassen – das heißt, in Bayern muss ich anders bauen als in Schleswig-Holstein. Auch das Ambiente muss stimmen: Das heißt, das Hausinnere, der Grundriss muss so gestaltet sein, dass sich die Bauherren darin wieder finden.

FamilyHome: Können solch individuellen Anforderungen denn mit einem Fertighaus überhaupt erfüllt werden?

Gerd Glenewinkel: Aber natürlich! Vom so genannten Haus von der Stange sind die Fertighaushersteller schon seit Jahrzehnten weg. Ich möchte das Haus sehen, das zweimal komplett identisch gebaut wurde! Wir bauen im Grunde individuelle Häuser in Holzfertigbauweise. Das heißt, wenn wir in unseren Katalogen ein bestimmtes Haus anbieten, dann ist das ein Vorschlag – das heißt aber nicht, dass es nur genau so gebaut werden kann. Natürlich haben die Bauherren und -frauen die Freiheit, ihr Haus innen wie außen so zu gestalten, wie sie es sich persönlich wünschen.

FamilyHome: Welche Argumente würden Sie verwenden, um einen Bauherren davon zu überzeugen, ein Fertighaus zu bauen?

Gerd Glenewinkel: Es kommt darauf an, wen ich davon überzeugen möchte. Wenn es ein eher emotional veranlagter Freund wäre, dann würde ich mit der tollen Architektur argumentieren. Bei eher rational veranlagten Menschen würde ich die Sicherheit und die Solidität des Unternehmens darstellen. Das ist ganz wichtig, wenn es mal darum geht, etwas umzubauen oder zu verändern – oder auch, um einen Mangel zu beheben. Das ist ja der ganz, ganz große Nachteil, wenn ich zu irgendeinem Billig-Bauer gehe. Da habe ich keine Garantie, ob der in ein paar Jahren noch da ist und einen Mangel beheben kann. Deswegen sollte man sich mit seinem Hausbau an ein Unternehmen wenden, bei dem man aufgrund seiner langen Markpräsenz zu Recht annehmen kann, dass es die Firma auch in Zukunft noch lange geben wird.

FamilyHome: Was sind Ihrer Meinung nach die drei größten Vorteile eines Fertighauses gegenüber einem konventionellen Haus?

Gerd Glenewinkel: Wenn Sie mich vor 15 Jahren gefragt hätten, was die Hauptvorteile eines Fertighauses sind, dann hätte ich Ihnen mindestens zehn Argumente wie aus der Pistole geschossen präsentiert. Heute muss ich nachdenken, weil viele Dinge so selbstverständlich geworden sind, wie zum Beispiel die Festpreisgarantie oder eine exzellente Wärmedämmung. Das hat sich so eingeprägt, dass wir es schon gar nicht mehr sagen – das setzt man bei uns einfach voraus. Aber vielleicht muss man es trotzdem immer wieder erwähnen: Bei uns kann man einfach reingehen und sich ein Haus ansehen, entscheiden ob es gefällt – der Rest stimmt in der Regel. Sie hatten aber nach den drei Hauptgründen gefragt: die ausgesprochen hervorragende Bauqualität, das angenehme Wohnklima in einem Holz-Fertighaus und dass es nachher auch wirklich soviel kostet, wie vorher vereinbart war.

FamilyHome: Trotz schlechter Wirtschaftslage haben die Mitglieder des BDF letztes Jahr ihren Umsatz steigern können und auch dieses Jahr rechnen Sie mit einem leichten Umsatz-Zuwachs. Wie würde sich der Wegfall der Eigenheimzulage auf die Entwicklung in den kommenden Jahren auswirken?

Gerd Glenewinkel: Nach Einschätzung unserer Mitgliedsunternehmen wird etwa jedes sechste Haus nicht mehr gebaut, wenn die Eigenheimzulage komplett gestrichen wird. In den vergangenen beiden Jahren gab es durch die ständige Diskussion um den Wegfall der Eigenheimzulage die großen Vorzieheffekte im Verkauf, dadurch war dauch die Produktion sehr gut ausgelastet.

Dies wird nun wegfallen – es wird sich normalisieren. Mit dramatischen Veränderungen rechne ich nicht. Aber es ist absehbar, aufgrund sinkender Baugenehmigungszahlen, dass es auch bei uns einen rückläufigen Trend geben wird. Bei einigen Unternehmen stagnieren die Umsätze, bei wenigen Unternehmen gibt es auch noch Zuwächse. Per Saldo denke ich, werden wir in den nächsten Jahren die Stückzahlen dieses Jahres aber nicht mehr erreichen.

FamilyHome: Rechnen Sie damit, dass der Vorschlag des BDF, die Eigenheimzulage zu einer Art Bau-Kinder-Geld umzugestalten, also die Grundförderung zu streichen, und gleichzeitig bei den Kindern zu erhöhen, bei der Regierung Gehör finden wird?

Gerd Glenewinkel: Wir sind eigentlich sehr optimistisch, dass die Eigenheimzulage bleibt. Wenn auch vielleicht auf einem veränderten Niveau. Bei dem, was wir aus der Politik hören, spricht manches dafür, dass unser Vorschlag nicht auf taube Ohren stößt. „Sollten wir also die Eigenheimzulage nicht in Gänze retten können, dann wäre das eine gute Variante“, sagt die Opposition. Aus Regierungskreisen hören wir: „Wir wollen sie ja ganz streichen, aber das schaffen wir nicht, aufgrund des Widerstandes im Bundesrat, und dann wäre das eine gute Alternative.“

Gerade wenn man den Aspekt Familienförderung bedenkt, auf den ja auch die SPD gesteigerten Wert legt, passt unser Vorschlag genau ins Konzept. In sofern haben wir einen Vorschlag gemacht, der wirklich beiden Seiten gelegen kommt: Familien fördern und trotzdem Geld sparen.

In sofern gehen wir davon aus, die Eigenheimzulage wird nicht komplett gestrichen. Und wenn es dann Planungssicherheit gibt, bekommen wir auch wieder ein stabiles Markt-Niveau.

FamilyHome: Welchen Stellenwert hat das Eigenheim Ihrer Meinung nach bei der Altersvorsorge?

Gerd Glenewinkel: Einen sehr hohen Stellenwert, weil es eine verlässliche Größe ist. Ich weiß, dass ich keine Miete mehr zahlen muss. Was ich damit im Alter spare, kann ich ja schon heute an Hand des momentanen Mietniveaus gut einschätzen. Bei der Rente weiß ich heute nicht, wie viel ich später mal bekomme.
Ich möchte nicht mit den Ängsten der Menschen spielen, indem ich behaupte, die Rente ist unsicher, aber: das Niveau der gesetzlichen Rente ist zumindest im Moment nicht berechenbar. Und auch bei vielen privaten Altersvorsorgemaßnahmen sind die Erträge in den letzten Jahren geringer geworden. Das führte dazu, dass bei einer Umfrage der dpa über 50 Prozent der Befragten der Meinung waren, dass das Haus, das private Wohneigentum, die sicherste Altersvorsorge ist.

Alleine reicht das natürlich auch nicht aus, aber es ist ein Fixpunkt, eine Sache auf die ich mich verlassen kann. In sofern hat das Eigenheim einen sehr hohen Stellenwert bei der Altersvorsorge.

FamilyHome: Wie wird das Familienhaus der Zukunft aussehen?

Gerd Glenenwinkel: Es gibt einige Grundbedürfnisse, die mit einem Haus befriedigt werden müssen. Das ist Schlafen, Wohnen, Kochen. Daran wird sich, nach meiner Auffassung, nichts ändern. Aber moderne Technik-Systeme werden sicherlich stärker nachgefragt werden. Das ist ähnlich wie mit dem Computer: Am Anfang hat man gedacht, das ist etwas für das Büro. Dann wurde es etwas für Freaks und heute sagt selbst meine Frau, dass sie einen Computer braucht – und jetzt hat sie einen bekommen!

Deswegen werden in Zukunft BUS-Systeme, also automatische Systeme, mit denen ich mein Haus aus der Ferne steuern kann, dazu gehören und nachgefragt werden.

In wie weit sich Häuser darüber hinaus verändern werden, wage ich nicht zu prognostizieren. Es gibt ja Ansätze, zum Beispiel das modulare Haus: Dass heißt ich fange mit einem Single-Haus an und erweitere das mit den Jahren. Dafür wird es immer einen Markt geben. Aber ich glaube, dass der Großteil der Wohnhäuser sich weiterhin an den bekannten Formen orientieren wird. Das ist der Nestbautrieb – da sind Bauherren immer noch eher konservativ und wollen zunächst die Grundbedürfnisse befriedigen.

FamilyHome: Wo sehen Sie in den nächsten Jahren die Schwerpunkte Ihrer Arbeit als Präsident des BDF?

Gerd Glenewinkel: Mein Ziel wird ganz eindeutig sein, den Marktanteil des Fertigbaus zu erhöhen. Das ist, denke ich, das wichtigste Anliegen eines jeden BDF-Präsidenten, wie es auch das Hauptanliegen meines Vorgängers, Hans Weber, war.

Aber wir sind heute mit einer anderen Marksituation konfrontiert. Wir wissen, dass das Bauvolumen nicht steigen, sondern eher schrumpfen wird. Ob mit oder ohne Eigenheimzulage. Aber wenn wir heute einen Marktanteil von nur etwa 15 Prozent haben, dann liegt unser großes Potential in den 85 Prozent, die wir im Moment nicht bedienen. Da müssen wir ansetzen.

Wir müssen viel mehr dafür tun, uns von diesem Kuchen mehr zu sichern. Wir müssen das Image unseres Produktes verbessern, durch Öffentlichkeitsarbeit und pfiffige Marketing-Ideen sowie eine Optimierung des Ausstellungswesens. Auch durch Kooperationen zum Beispiel mit Zulieferern oder anderen Stellen, die das gleiche Interesse haben wie wir. Und wir müssen auch bei der Politik stärker den Fuß in der Tür haben.

FamilyHome: Herr Glenewinkel, vielen Dank für dieses Gespräch.




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