Möbel im Wandel der Zeit

Die individuelle Einrichtung ist Ausdruck der Persönlichkeit, aber auch Spiegel des Zeitgeistes sowie des technischen und kulturellen Entwicklungsstandes einer Epoche. Seitdem der Mensch sesshaft wurde, dienten "Möbel" in einfachster Form zum Hinsetzen und Liegen sowie zum Abstellen und zur Unterbringung der wenigen Habseligkeiten.
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Möbel im Wandel der Zeit. Hier das Sideboard Meyla. Foto: vladon.de
Möbel im Wandel der Zeit. Hier das Sideboard Meyla. Foto: vladon.de
Alle Raffinessen, technischen und designerischen Neuerungen zielen nur darauf ab, diese Wohngrundbedürfnisse ausgefeilter, repräsentativer, komfortabler und intelligenter zu realisieren. So entwickelten sich aus den ursprünglich umfunktionierten, unbearbeiteten Steinen und Bäumen unsere heutigen Möbel.
  

Die Wurzeln unserer Möbel

Die Möbelbaukunst erlebte eine rasante Entwicklung und mit ihr wuchs der Wohnkomfort. Dabei ist es sehr erstaunlich, wie zeitgemäß längst vergangene Möbelstile erscheinen. Das schlichte, solide Bauernmöbel mit seinen Bemalungen, plastischen Schnitzereien und Drechselwerk behauptet sich so schon seit Jahrhunderten fast unverändert. Romanische Möbel waren einfach und robust, typisch war eine roh behauene Holzoberfläche, die durch die Bearbeitung mit Zimmererwerkzeugen entstand. Heute finden sich diese rauen Oberflächen häufig an Möbeln aus Gebrauchtholz, wie an großen Esstischen, Bänken oder an betont einfach gehaltenen Schränken, die im Shabby Chic sehr geschätzt werden und in einem Loft hervorragend zur Geltung kommen. Eine Weiterentwicklung in der Möbelbaukunst ließ sich nur mit neuen Fertigungsverfahren und Werkzeugen umsetzen. So waren die gotischen Möbel schon wesentlich aufgelockerter. Bei der Möbelgestaltung orientierte man sich an der Architektur. In diese kunstgeschichtliche Epoche fällt die Entwicklung des Himmelbettes und des Schrankes aus der Truhe heraus. Der Schrank ist seither das wichtigste Aufbewahrungsmöbel, das in den verschiedensten Formen angeboten wird. Als Einzelmöbel lässt sich der Schrank bequem frei im Raum aufstellen, als Baukastenmöbel ergibt sich die beste Raumausnutzung. Denn diese lassen sich in Breite, Tiefe und Höhe genau an die Raummaße oder die verwinkelte Wand anpassen. Baukastensysteme mit variablem Innenleben lassen sich zudem vielfältig nutzen und optimal auf die persönlichen Bedürfnisse abstimmen.
  

Formenreiche Möbel vergangener Zeit

Ab der Renaissance wurden die Möbel schnörkeliger. Der aus Italien übergeschwappte Möbelstil war von schweren, prunkvollen Möbeln geprägt, die linear gegliedert und mit reichlich antiker Ornamentik und Architekturmerkmalen, wie Säulen oder Arabesken, angereichert wurden. Säulen sind auch heutzutage noch ein beliebtes Element der Möbeldesigner, das sich oft an holländischen Landhausmöbeln findet oder stilisiert an Designermöbeln im Materialmix vorkommt. Die Opulenz des Barocks mit seinen geschwungenen, üppigen Formen und seiner überreichen, wertvollen Dekoration bestach durch das Spiel aus Licht und Schatten, was heute wieder populär ist. Die Repräsentation deseigenen Status ist dem Wunsch, das Interieur von Schlaf- und Wohnzimmer um eine verspielte, romantische Note zu bereichern, gewichen. Im Zeitalter des Barocks brachte der rege Handel mit Ostasien die Lackmöbel nach Europa. Der asiatische Wohn- und Einrichtungsstil wird nun im Stilmix gern genutzt und zeugt von einer eigenen Lebensphilosophie. Die überfeinerten Möbel des Rokokos mit ihren verspielten Formen widerspiegeln den herrschaftlichen Prunkanspruch dieser Zeit. Die geradlinigen Möbel des Klassizismus hingegen treffen auch den heutigen Geschmack. Der praktische Nutzen, eine klare Formensprache und solide Handwerksarbeit standen bei den klassizistischen Möbeln im Vordergrund, Werte, die auch bei den modernen Möbeln immer wieder als herausragend genannt werden. Besonders durch den Einfluss des englischen Kunsttischlers Thomas Chippendale wurde das Wohnen sachlicher und die Möbelverzierungen sparsamer. Der wuchtige Empirestil mit seinen Ranken-, Lorbeer- und Palmenzweigverzierungen hielt sich nur sehr kurz, da die Empiremöbel äußerst unpraktisch waren und man sich bereits der bequemen Nützlichkeit zuwandte.
  

Auf in eine neue Möbelepoche

Am zweckmäßigsten der vergangenen Möbelstile kann man wohl den Biedermeierstil nennen. Die Möbelformen waren leicht, harmonisch und entsprachen so den Eigenschaften der verwendeten Materialien. Biedermeiermöbel standen für die bürgerliche Wohnkultur, bei der es um alltagstaugliche, schöne Möbel ging und die Repräsentation in den Hintergrund rückte. Danach kristallisierten sich nur noch der Jugendstil und der sachliche Bauhausstil als eigenständige Stile heraus. Der Jugendstil, der mit seinen floralen Ornamenten den Geschmack der Zeit traf, ist heute als Stilmöbel immer noch aktuell. Die nüchterne Eleganz des Bauhausstils findet sich in vielen modernen Möbeln wieder. Die Industrialisierung brachte auch in der Möbelbaukunst, die sich allmählich vom Tischler auf die industrielle Massenfertigung verlegte, neue Fertigungsverfahren. Möbel wurden zum Träger des persönlichen Wohngefühls und nicht mehr nur durch einen Stil bestimmt. Das zeigt der aktuelle Wohntrend recht deutlich, der so unterschiedliche Möbel, wie Landhausmöbel, Hochglanzmöbel, minimalistische puristische Möbel, organisch geformte Schränke und Sitzmöbel, ergonomische Möbel, Kolonialstilmöbel, Möbel im industriellen Stil und viele mehr zu einem bunten Wohnmix vereint. Das Spektrum der nebeneinander existierenden Möbelstile entspricht dem individuellen Wunsch nach einzigartigem Wohnen, was sich durch die Material- und Formenvielfalt, die heute so groß ist wie nie zuvor, einfach realisieren lässt.

Quelle25.06.2014
s.e.

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