
Investorin GSW und das Planungsbüro RUHL TecConsult GmbH wollten vor allem die energetischen Aspekte verbessern. „Maßnahmen an der Gebäudehülle sollten den Wärmebedarf senken und die wartungsintensiven Gas-Etagenheizungen sollten einer Zentralheizung mit Wärmepumpe weichen“, erklärt Planer Ruhl. Die alten Kamine boten sich für die Steigleitungen an und die Radiatoren konnten weiter eingesetzt werden. Ein bewährter Ansatz, der durch eine moderne Zusatzkomponente an Effizienz gewinnt: Für die ressourcenschonende Warmwasserbereitung plante Ruhls Team den Einsatz einer sogenannten eXergiemaschine – dies ist eine gemeinsame Entwicklung der Firmen varmeco und BMS-Energietechnik – als eine Art Add-on-Wärmepumpe.

Effiziente Warmwasserbereitung mit der eXergiemaschine
„Die eXergiemaschine ist eine Wasser-Wasser-Wärmepumpe für hohe Quelltemperaturen und einen hohen Temperaturhub“, erklärt Pascal Bartholome, der maßgeblich bei der technischen Planung des Sanierungsprojekts mitgewirkt hat. „Die eXergiemaschine soll bei solchen Projekten die Heizungswärmepumpe nicht ersetzen, sondern ergänzen, indem sie den Temperaturhub auf etwa 65 °C für die Warmwasserbereitung und -zirkulation oder – bei Einsatz von Radiatoren in Altbauten – für höhere Vorlauftemperaturen im Heizkreis bewirkt.“ Die Heizungswärmepumpe muss dann nur ca. 36 bis 40 °C liefern und arbeitet in ihrem optimalen Betriebspunkt. Da die eXergiemaschine nur einen Teil der Wärme nacherhitzen muss (für Warmwasser oder für Heizwärme an den kalten Wintertagen) und diese Aufgabe mit einem COP von etwa fünf erledigt, ist die Kombination der zwei Wärmeanlagen effizienter als der alleinige Einsatz einer Heizungswärmepumpe oder deren Kombination mit einem Elektroheizstab zum Nacherhitzen.
Umplanen nach brandbedingtem Wasserschaden
Dass die zuvor beschriebene Lösung so nicht umgesetzt wurde, ist durch ein Unglück bei der Sanierung begründet: Im Jahr 2022, kurz vor Ostern, entzündete sich bei Dacharbeiten ein Brand, und der beim Löschen entstandene Wasserschaden machte viele der 16 Wohneinheiten unbewohnbar. Die GSW stellte daher Mieterinnen und Mietern unverzüglich Ersatzwohnraum bereit und beschloss in Folge, das Haus in Worms grundlegend zu sanieren. Die Radiatoren wurden entfernt und stattdessen Fußbodenheizungen eingebaut. Sie wurden über Zwei-Leiter-Wohnungsstationen an die Wärmeleitung angeschlossen. Zudem wurden sämtliche Bäder modernisiert, die Gebäudehülle gedämmt, und das Dachgeschoss bekam großzügige Gauben.
Die Bewohnerinnen und Bewohner genießen nach der Modernisierung quasi den Komfort von Neubauwohnungen – mit entsprechender Energieeffizienz. Mussten früher 138 kWh/m²a aufgebracht werden, um das Gebäude zu heizen, sind es heute nicht einmal ein Fünftel. Die Energieeffizienz stieg entsprechend von Klasse E auf A+.
Resümee von Karsten Mueller (Redaktion “bauen.com“)
Altbau trifft Zukunft: Wenn ein Gebäude aus den 1960er-Jahren nach einer Sanierung nahezu den Energiebedarf eines Neubaus erreicht, zeigt das, was heute technisch möglich ist. Besonders spannend ist die Kombination aus bewährter Wärmepumpe und der effizienten eXergiemaschine. Sie sorgt dafür, dass Warmwasser zuverlässig und energiesparend bereitsteht. Dazu kommen moderne Standards wie Fußbodenheizung und gedämmte Gebäudehülle, die das Wohnen nicht nur komfortabler, sondern auch nachhaltiger machen. Ein gelungenes Beispiel dafür, wie klug eingesetzte Technik aus alten Häusern echte Effizienzwunder macht.