Zeitgemäßer Wärmeschutz

Schwer schlucken mussten Mieter und Hausbesitzer nach dem letzten Winter, als die Heizrechnung kam. Es sei denn, sie hatten rechtzeitig modernisiert: eine wärmegedämmte Haushülle senkt den Verbrauch drastisch, hebt die Behaglichkeit und steigert den Wert des Gebäudes.
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Die Thermografie verrät Schwachstellen: Wo gerade geheizt wird, dringt viel Wärme durch die Wand, mehr noch durch Fenster und Tür. - Foto: Profine Kömmerling
Foto: Profine Kömmerling
Laut der dena, der Deutschen Energieagentur, verbraucht ein 1960 errichtetes, hundert Quadratmeter großes, ungedämmtes Einfamilienhaus durchschnittlich 3.700 Liter Öl im Jahr, ein nach der Wärmeschutzverordnung von 1982/84 gebautes nur noch 1.500 Liter.

Lief es nach der Verordnung von 1995, sind es 1.000, bei Einhaltung der aktuellen Energie-Einspar-Verordnung 700 Liter im Jahr. Wahlweise 700 Kubikmeter Gas, bei unterm Strich gleichem Komfort, gleicher Behaglichkeit.

Das wirklich Beunruhigende daran ist, dass jeder seinen Altbau durchaus auf Neubauniveau bringen kann, er muss nur planvoll modernisieren.


Wärmelecks

Diffusionsoffenes System für Außendämmung (links) beziehungsweise Innendämmung (rechts), bestehend aus Holzfaserplatten und mineralischem Putz. - Foto: Knauf Marmorit
Foto: Knauf Marmorit
Die hohen Verluste von Bestandsbauten erklären sich aus veralteten Bauweisen, zu dünnen Wänden aus Wärme leitenden Materialien, Fenstern ohne Isolierverglasung und undichten Stellen, durch die der Wind pfeift.

Wertvolle Wärme wird abgestrahlt oder entweicht in Form von warmer Luft. Für circa 20 bis 25 Prozent sind im Regelfall die Außenwände verantwortlich, das Dach für 15 bis 20, der Keller ist mit 10 Prozent beteiligt, den Rest verursacht veraltete Anlagentechnik.
 
Aufsparrendämmung mit Dämmelementen aus Hartschaum: Der Dachraum wird nicht geschmälert. - Foto: Bauder
Foto: Bauder
Im Hinblick auf Altbauten ist die derzeit gültige Energie-Einspar-Verordnung (EnEV) nicht besonders streng. Nur Heizkessel, die vor Oktober 1978 montiert wurden, müssen komplett ausgetauscht werden, ansonsten müssen Heizungsanlagen, Armaturen, Leitungen in unbeheizten Räumen gedämmt werden, ferner nicht ausbaufähige Dachböden (und das in selbst genutzten Gebäuden mit nicht mehr als zwei Wohneinheiten erst im Fall des Eigentümerwechsels). Zu wenig, um den Energiebedarf richtig klein zu kriegen.


Das Haus unter der Lupe

Das Dach ist eines der größten Wärmelecks vieler Altbauten: Aufbringen einer diffusionsoffenen, luftdichten Unterdeckbahn. - Foto: Dörken
Foto: Dörken
Die Heizkosten geben nur einen ungefähren Anhaltspunkt, sagen noch nichts aus über die Schwachstellen, die größten Wärmelecks des Hauses.

Will man wissen, wo man wie anzusetzen hat, sollte man einen neutralen Energieberater mit einer ausführlichen Bedarfsanalyse beauftragen (siehe Kasten).

Er sammelt Grundrisse, Baupläne, Heizkostenrechnungen, und begutachtet das Gebäude vom Keller bis zum Dach. Die ungedämmte Decke im kalten Keller, schlecht schließende Fenster, undichte Rollladenkästen, alles wird erfasst und fließt nach festgelegten Formeln in die Bedarfsberechnung mit ein. Auf Basis dieser Daten kann er sehr genau vorhersagen, mit jeweils welchen Maßnahmen man den Bedarf wie weit senken kann.

Sei es eine neue Heizung, seien es neue, dicht schließende Fenster mit Wärmeschutzverglasung, eine neue Dämmhülle mit Fassade, Innendämmung des Daches oder eine Kombination dieser Maßnahmen. Die Entscheidung bleibt dem Besitzer überlassen. Er hat auf jeden Fall mit dem schriftlich festgehaltenen Ergebnis ein Papier in der Hand, das ab 2007 voraussichtlich alle Besitzer von Altbauten benötigen, den Energiebedarfsausweis oder Energiepass.
 
Beratung und Förderung

Die neutrale „Vor-Ort-Beratung“ durch Fachleute kann für ein Ein- oder Zweifamilienhaus, je nach Gebäudegröße, um die 500 Euro kosten. Sie wird vom „Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle“, kurz BAFA, mit 300 Euro bezuschusst. Die Baugenehmigung muss dazu vor dem 01.01.1984, in den neuen Bundesländern vor dem 01.01.1989 erteilt worden sein, die Außenhülle darf nicht aufgrund späterer Genehmigungen zu mehr als 50 Prozent verändert worden sein. Mehr als die Hälfte der Gebäudefläche muss dauerhaft zu Wohnzwecken dienen. Aus den Listen der BAFA sucht man sich einen Energieberater in der Nähe heraus. Wird man mit ihm einig, kümmert er sich um die Beantragung. Nach erfolgter Beratung mit Nachweis der zu erwartenden CO2-Einsparung kann man mit besseren Förder-Konditionen für die folgenden Modernisierungs-Maßnahmen rechnen. Die KfW, die Kreditanstalt für Wiederaufbau, hilft mit zinsgünstigen Darlehen, je nach Schwerpunkt im Rahmen „CO2-Gebäudesanierungsprogramms“ oder des Programms „Wohnraum modernisieren“. Sie belohnt hohe Ansprüche. Wer bis auf Neubauniveau saniert, dem steht ein Teilschuldenerlass von 15 Prozent in Aussicht.

BAFA - Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle, Tel.: 0 61 96/9 08 - 625, Fax: 0 61 96/9 08 - 8 00, http://www.bafa.de

KfW - Kreditanstalt für Wiederaufbau, Tel.: 0 18 01/33 55 77 (bundesweit zum Ortstarif ), Fax: 0 69/74 31 - 42 14, www.kfw-foerderbank.de



Sonderfälle

Die Fassade solch eines Schmuckstücks darf optisch nicht wesentlich verändert werden. Meist wird auf Innendämmung ausgewichen, von den strengen Bestimmungen der Energie-Einspar-Verordnung (EnEV) kann man sich auf Antrag befreien lassen. - Foto: Bayosan
Foto: Bayosan
Ab einer bestimmten Größe des Unternehmens ist eine Genehmigung notwendig. Ebenso im Fall eines denkmalgeschützten Objektes, dessen Fassade höchstens optisch aufgefrischt werden darf.

Man spart gutes Geld, wenn man zur Planung und für die Behördengänge wiederum eine Fachkraft beauftragt, einen Ingenieur oder Architekten. Er weiß auch, welche Baustoffe und Bauteile dem Haus zuträglich sind.
 
Neues Erscheinungsbild und optimierte Dämmung: Mineralwolle, fest in der alten Außenwand verankert, mit einer vorgesetzten Schale aus frostbeständigen Klinkern. - Foto: Wittmunder Torfbrandklinker
Foto: Wittmunder Torfbrandklinker
Beispiel Wanddämmung: Generell ist eine Außendämmung die beste Lösung, weil sie den Wohnraum nicht verkleinert und den Taupunkt im Wandaufbau nach außen schiebt, das heißt die Grenze, ab der diffundierende Luftfeuchte kondensiert.

Ist das wegen Einspruchs der Denkmalpfleger nicht möglich, muss genau erwogen werden, welche Art der Innendämmung zum Einsatz kommen soll. Mit zu einer erfolgreichen Modernisierung gehören danach das Einholen von verschiedenen Angeboten, die Überwachung der Arbeiten und schließlich die Abnahme.

Wie bei einem Neubau, denn im Grunde bekommt man, hat man keine halben Sachen gemacht, am Ende von den Handwerkern ein neues Haus.

Quelle20.10.2006
CityPost Zeitschriften

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