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Satteldächer mit einer Neigung von 35 bis 40° sind einfacher für Wohnzwecke ausbaubar als andere Dachformen. Als besonders kostengünstig gelten auch Pultdächer, bei denen zudem die Raumschrägen entfallen. Es ist aber leider ein Trugschluss, dass allein der Bauherr oder sein Architekt über die Dachform entscheiden dürfen. Denn hier hat die Behörde das Sagen. Da gilt es, einen Kompromiss zu finden, der persönliche Ansprüche, die technischen Regeln, die Landesbauordnung und vor allem die örtliche Gestaltungssatzung unter einen Hut bringt. Historisch gewachsene Ortsbilder verlangen nach Anpassung von Dachform, Dachaufbauten und Eindeckung. So empfiehlt es sich, früh in der Planungsphase den Kontakt zur zuständigen Stelle zu suchen und mit Alternativ-Vorschlägen optionale Lösungsansätze zu präsentieren.
Der Dachstuhl
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Mit dem Dachstuhl und der Dachform legt man die späteren Nutzungsmöglichkeiten von vornherein fest. Geneigte Dächer sind immer noch die Regel. Am häufigsten vertreten ist das Satteldach mit seinen Variationen Walm- und Krüppelwalmdach. Nach Form und Ausdehnung des Baukörpers wählt man wiederum das geeignete Traggerüst, den Dachstuhl. Ist der Baukörper eher klein, ist also nur eine kurzeStrecke zu überspannen, reicht ein Sparrendach aus gegeneinander gestellten Balken. Je steiler die Sparren, desto mehr Raum hat man. Im Kehlbalkendach (Spannweite: bis zu sieben Meter) wird diese Konstruktion durch einen waagerechten Balken im Winkel, in der Kehle, stabilisiert. Beim Pfettendach schließlich, für größere Häuser geeignet, ruhen die Sparren auf waagerechten Trägerbalken (= Pfetten), die ihrerseits auf Pfosten sitzen.
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Die Pfosten werden in die Raumplanung mit einbezogen. Hier müssen zudem die Abstände der Sparren nicht im strengen Gleichmaß liegen, es herrscht mehr Freiheit hinsichtlich des Einbaus von Dachfenstern. Holzkonstruktionen erfordern natürlich Feuerschutzmaßnahmen (gemäß DIN 4102), chemischer Holzschutz gegen Feuchtebelastung wird nicht mehr verlangt, er ist bei ordnungsgemäßer Ausführung überflüssig. Massivdächer aus Porenbeton-, Leichtbeton- oder Ziegelelementen haben laut den Herstellern vor allem wärmetechnische Vorteile. Vollkommen dichte Anschlüsse seien kein Problem mehr, wenn das ganze Gebäude aus einem Material bestehe. Außerdem sei das Dach im Nu fertig. Es gibt jedoch auch die konventionelle Dachkonstruktion in Teilvorfertigung, mit Dämmung und Dichtung in der Halle aufgebaut, per Kran aufs Haus gesetzt und dann eingedeckt. Sonderformen wie das Pultdach zeichnen heute vor allem Passivhäuser aus, deren Front zur Sonne geöffnet. Flachdächer galten lange Zeit als schlechteste Lösung, ihre Ausführung ließ zu wünschen übrig. Heute ist auch hier die Technik auf dem neuesten Stand und absolut zuverlässig.
Wohnraum unterm Dach
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Zum Wohnen braucht man Tageslicht, so schreibt es auch der Gesetzgeber vor. Nach der DIN 5034 sollte die gesamte Fensterbreite zusammen mindestens 55 Prozent der Raumbreite ausmachen. Sonnenlicht hebt das Wohlbefinden, doch kommt es wie immer auf die Dosis an – Verschattung ist unterm Dach fast schon überlebenswichtig, nicht nur im Sommer. Außenrollos oder -jalousien schützen am besten. Mit klappbaren Oberlichtern am First wird der Kamineffekt nutzbar gemacht: durch sie entweicht die aufgeheizte Luft, es entsteht leichter Unterdruck, aus den unteren Geschossen wird kühlere Luft angesogen.
Wohnqualität bedeutet daneben Kopffreiheit: nach der 2. Berechnungsverordnung zählt Grundfläche mit weniger als zwei Metern lichter Höhe nicht mehr zur Wohnfläche. Ein Mehr an Wohnraum und Stellplatz schafft die Erhöhung des Kniestocks.
Foto: Arge Ziegeldach
Gauben sind ebenfalls ein Mittel, um zusätzlich Licht und Standhöhe zu bekommen. Siebieten den Formenreichtum von Dächern im Kleinen: es gibt Spitzgauben, Flachgauben, Tonnengauben, um nur einige zu nennen. Ästhetisch gesehen sind sie eine Auflockerung des Daches, aus bauphysikalischer Sicht erhöhen sie die Oberfläche des Baukörpers im Verhältnis zum Volumen und damit die Fläche, über die Wärme abgestrahlt werden kann. So ist eine ordentliche Dämmung von nöten. Dem Trend zur Rationalisierung folgend, werden seit längerem nach Maß in der Halle angefertigte Gauben angeboten, die per Kran montiert werden. Beliebt sind auch Dachloggen, die vollständig verglast als eine Art Mini-Wintergarten auf dem Dach genutzt werden können.
Dach-Inspektion
Mit regelmäßigen Wartungen und Reparaturen lässt sich verhindern, dass man plötzlich ein undichtes „Dach über dem Kopf” hat. Suchen Sie das Dachgeschoss regelmäßig nach feuchten Flecken ab. Nach jedem Sturm oder schweren Gewitter ist es ratsam, das Hausdach vom Boden aus auf Schäden in der Eindeckung zu überprüfen. Wenigstens zwei Mal im Jahr, vor dem Winter und im Frühjahr, sollte außen wie innen eine größere Inspektion durchgeführt werden. Sind Elemente locker, gebrochen, verschoben? Anschlüsse beschädigt? Dachrinnen und Kehlbleche verschmutzt? Spätestens nach fünf Jahren sollte ein Fachmann das Dach ausführlich unter die Lupe nehmen. Nach zehn Jahren sollte mit einem Dachdecker-Innungsbetrieb ein Wartungsvertrag abgeschlossen werden. Damit ist sichergestellt, dass das Dach von einem Fachbetrieb regelmäßig überprüft wird. (Quelle: www.dach.de)
Die Schutzschicht
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Bei der Wahl der Eindeckung spielt neben ästhetischen Vorgaben Sicherheit die Hauptrolle. Regen, Schnee, Hagel, Sturm und UV-Strahlung muss die Dachhaut über Jahrzehnte aushalten und abhalten. Temperaturschwankungen rund um die Uhr setzen ihr zu, eine Temperaturspanne übers Jahr zwischen 70 Grad an Sommertagen und minus 25 Grad in Winternächten ist in unseren Breiten die Regel. Natur auf dem Dach ist immer noch begehrt, zum Beispiel in Form von Schiefer, sehr gut mit dem Blau von Solaranlagen harmonierend. Schiefer ist eine der dauerhaftesten Dacheindeckungen und wird genagelt, eine Arbeit für speziell ausgebildete Fachkräfte. Holzschindeln aus den feuchteresistenten Sorten Lärche, Eiche oder Rot-Zeder sind wie Schiefer und auch Reet in bestimmten Regionen noch Tradition oder gerade wieder „in”, nicht unbedingt billig, aber beständig. Sie werden erst an Ort und Stelle zugeschnitten. Tondachziegel sind hingegen genormte Massenprodukte.
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Der Vorteil: Mit ihnen ist das Dach ruck, zuck eingedeckt, große Formate beschleunigen die Montage noch. Sonderformen für Dach- Durchdringungen - Antenne, Entlüftung, Abgasanlage, Leitungen der Solaranlage - sind in großer Auswahl lieferbar. Die Palette umfasst alles vom modernen Falzziegel bis zum historischen Biberschwanz oder den Mönchs-und-Nonnen-Ziegeln. Noch nicht lange auf dem Markt sind Ziegel mit so genanntem „Lotuseffekt”, die laut Hersteller nach jedem Regen wieder wie neu aussehen. Betondachsteine, aus Sand, Zement und Farbpigmenten hergestellt, sind etwas schwerer als Tonziegel, ebenfalls in fast allen Formen und Formaten erhältlich, und kosten etwas weniger. Wie die Faserzementplatten, unter Zusatz von Kunststoff und Zellulosefasern hergestellt, sind sie eine Erfindung der Moderne. Von edel bis einfach reicht das Spektrum der Metallbeschichtungen. Edelstahl, Aluminium, Kupfer und Zink finden sich auch auf Wohnhäusern, wenn der finanzielle Rahmen nicht gar so eng ist.
Absolut dicht
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In Wohnbauten wird zunehmend das so genannte unbelüftete Warmdach erstellt. Zwischen dem Unterdach aus diffusionsoffener, wasserabweisender Folie, der Unterspannbahn, und der Dämmung gibt es keine Hinterlüftungsebene mehr, anders als im früher üblichen Kaltdach. Umso bedeutender ist eine lückenlose Luftdichtheitsschicht. Der klassische Aufbau von innen nach außen: Bauplatten, Dampfbremse = Luftdichtheitsschicht, Dämmung, Unterspannbahn oder festes Unterdach (Schalung), Lattung, Konterlattung und schließlich Eindeckung. Man kann unter, auf und zwischen den Sparren oder in Kombination Dämmlagen anbringen.
Unter den Sparren nimmt die Dämmschicht allerdings etwas vom Wohnraum weg. Eine ordentliche Lage, gerne mehr als die EnEV (Energie-Einspar-Verordnung) mindestens fordert, verringert die Abstrahlverluste (Transmissionswärmeverluste) und senkt damit die Heizkosten.
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Nur auf den reinen Isolierwert zu achten wäre hingegen kurzsichtig, ein Material mit etwas höherer Rohdichte kann nämlich ebenso den Hitzeschutz im Sommer übernehmen. Naturdämmstoffe aus zum Beispiel Hanf-, Flachs- oder Holzfasern haben sich in dieser Hinsicht hervorgetan. Sie können die Wärme speichern und zeitverzögert abgeben, den „Hitzedurchschlag” abfangen. Mit wenig Mehraufwand kann der Bauherr übrigens gleich noch Haus und Dachraum vor Elektrosmog schützen, durch in die Dämmung integrierte Spezialfolien oder eigens zu diesem Zweck hergestellte Bauplatten, abgestimmt auf die jeweilige Belastung, seien es Mobilfunkmasten oder Hochspannungsleitungen. Nur saubere Arbeit garantiert gutes Wohnklima und geringen Energieverbrauch. Ist etwa die Dampfbremse „leck” oder wurde sie schlampig verarbeitet, dringt Wasserdampf von innen in die Dämmung und macht sie auf Dauer unwirksam.
Luftdichtes Dach
Bereits eine Fuge von einem Millimeter Breite und einer Länge von einem Meter kann die Funktion der Wärmedämmung eines Hauses je nach Windstärke um 35 bis 65 Prozent mindern. Durch die Verwendung geeigneter Kleber, z. B. beim Anbringen der Dampfbremsen am Mauerwerk oder an den Dachsparren, lassen sich Energielecks und Bauschäden weitgehend vermeiden. Eine fehlerhafte Verklebung führt zu hohen Energiekosten und in der Folge zu massiven Bauschäden wie Schimmel. Die Beseitigung dieses Schadens ist kostspielig, das Dach muss geöffnet werden, dabei können Sanierungskosten von bis zu 300 Euro pro Quadratmeter entstehen. Das verhindern dauerhaft klebenden Hochleistungsbändern, die rund 1,50 Euro pro Quadratmeter kosten – für eine ganze Dachfläche also rund 150 Euro. Wer auf Billigware setzt, spart maximal 75 Euro. Dem steht ein Bauschadenspotenzial von bis zu 30.000 Euro gegenüber. Ob die Konstruktion vollständig dicht ist, lässt sich abschließend mit einem Blower-Door-Test prüfen. (Quelle: Siga)