
Jörg Baumhauer, heute Geschäftsführer der re-natur GmbH, kann sich noch gut daran erinnern, wie er Anfang der 1990er Jahre im Auftrag des auf ökologische Techniken und Materialien spezialisierten Unternehmens seine ersten Dachbegrünungen angelegt hat. „In dieser Zeit entstanden in Deutschland erste Ökosiedlungen mit bewachsenen Dächern, wie zum Beispiel die Moorwiesensiedlung in Kiel-Hassee. Das waren Pionier-Projekte, sowohl für die beteiligten Fachunternehmen als auch für die Bewohner“, denkt der studierte Garten- und Landschaftsbauer zurück.

Da wäre zum einen die Ersparnis durch den erwiesenen Schutz von Dächern und Dachabdichtungen durch eine Begrünung. Während nicht bewachsene Dächer Wind- und Witterungseinflüssen schutzlos ausgeliefert sind, fungiert die Dachbegrünung als natürlicher Puffer gegen UV-Strahlung, Sturm, Hagel und Temperaturextreme. Die Folge: Begrünte Dächer kommen bis zu doppelt so lange ohne Reparaturen und Sanierungen aus wie die unbegrünten Varianten. Doch nicht nur das: Wer ein Gründach hat, wird dies auch an seiner Heizkostenabrechnung merken. Dachbegrünungen verbessern die Wärmedämmleistung eines Hauses deutlich und leisten damit einen wesentlichen Beitrag zur Energieeinsparung.Der Effekt kann noch gesteigert werden, wenn die Begrünung mit der Installation einer Photovoltaikanlage auf dem Dach kombiniert wird. „Auf diese Weise macht sich der Hausbesitzer zunehmend unabhängig von Energiezulieferern bzw. reduziert seinen Verbrauch von teurer Energie“, sagt Baumhauer.

Foto: re-natur
Genau hier bietet das Gründach einen entscheidenden Vorteil: Je nach Begrünungsart absorbieren Gründächer jährlich 30 bis 99 Prozent des Niederschlags. Das Wasser versickert im Dach und fließt nicht in die Kanalisation. Die hierdurch entstehende Entlastung des Rohrsystems wird mit einer Gebührenminderung belohnt. „Im Idealfall ermöglicht ein Gründach bei einem Neubau sogar eine komplette Befreiung von den Anschlusskosten an die Kanalisation und von der Niederschlagswassergebühr. Letztere kann auch bei einer Bestandsimmobile um bis zu 100 Prozent reduziert werden, wenn nachträglich ein Gründach angelegt und nachgewiesen wird, dass der gesamte Niederschlag hier und auf dem restlichen Grundstück versickert“, erklärt Ulrich Hauck.
Nicht zuletzt haben auch das wachsende Bewusstsein für ein ökologisches und nachhaltiges Bauen und die Tatsache, dass Städte und Gemeinden die Errichtung von Gründächern vermehrt finanziell fördern, dazu beigetragen, dass immer mehr Menschen Häuser oder ganze Siedlungen begrünen. Projekte mit Vorbildcharakter sind ein komplett begrünter Straßenzug im schleswig-holsteinischen Flintbek und die in den Jahren 2000 bis 2006 fertig gestellte Okösiedlung „Am Alsterbogen“ in Flensburg-Mürwik. Bei beiden Projekten hat sich das Unternehmen re-natur mit seiner jahrzehntelangen Erfahrung eingebracht. Jörg Baumhauer fühlt sich durch diesen Trend in seiner unternehmerischen Linie bestätigt: „Wenn ich durch den Alsterbogen gehe und die vielen kunterbunten Holzhäuser mit den im Frühjahr ebenso farbenfrohen Gründächern sehe, dann weiß ich, dass sich in den Köpfen der Leute wirklich etwas zum Positiven verändert hat“, sagt er – und ist mit seinen Gedanken bereits beim nächsten kostensparenden Gründach, das vielleicht inmitten einer Stadt vielen Pflanzen und Tieren ein Zuhause bieten wird.