Flechten, Pilz- und Algenbefall sind nachgewiesener Maßen die Schattenseite von Häusern mit Wärmeverbundsystemen (WDVS). Diese Fassaden sind vollständig versiegelt und „atmen“ nicht. Deshalb verdunstet die Nässe von Regen oder Tau auf der kalten Außenwand nur sehr langsam. In Verbindung mit Staub entsteht hier der ideale Nährboden für Algen. Schnell bilden sich an schattigen Flächen ganze Algenkolonien. In nur wenigen Jahren verschandeln die ungebetenen Gäste jedes Gebäude mit einem graugrünen Überzug. Dieses beständige Kernproblem von WDVS räumt selbst der Geschäftsführer des zuständigen Fachverbandes, Dr. Wolfgang Setzler, in einem Fachartikel mit dem viel sagenden Titel „Es grünt so grün“ ein. Befinden sich Bäume oder Sträucher in unmittelbarer Nähe der Hausfassade ist doppelte Vorsicht geboten: Sie übertragen Algen-sporen und werfen Schatten auf die Hauswand. In dunkler Feuchtigkeit sprießt das Grün besonders gut.
Bestes Klima für Algenbewuchs
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Wenig Frost und viel Regen lassen die lästigen Einzeller bei uns bequem überwintern. Zudem schont der effektive Umweltschutz die Algen ebenfalls: Saubere Luft und weniger Pestizide in der Landwirtschaft schaffen beste Wachstumsbedingungen. Nährstoffe liefern ihnen LKW-Abgase. Zu diesen Ergebnissen kommt auch eine Studie des Fraunhofer-Instituts. Die Folge ist nicht zu übersehen: Nach fünf Jahren sind 73 Prozent aller Fassaden mit WDVS im norddeutschen Raum befallen – mit Flechten, Pilzen oder Algen.
Kein dauerhafter Schutz bei verputzten Fassaden in Sicht
Bis heute ist kein Kraut gegen den Algenbefall an Fassaden mit WVDS gewachsen. Es ist zwar vorbeugend möglich,
dem Putz scharfe Gifte beizumengen, der Nachteil: Wasser löst die tödlichen Subs-tanzen nach und nach aus dem Putz und leitet sie in den Boden, von wo aus sie ins Grundwasser gelangen. Für einen kontinuierlichen Schutz muss der Wirkstoff deshalb in regelmäßigen Abständen neu aufgetragen werden. Gezielte Bekämpfung und damit mäßiger Gifteinsatz ist nur bei bereits befallenen Gebäuden durch eine genaue Analyse der angesiedelten Algen möglich. Im Neubau dagegen muss ein starker Giftcocktail mit Breitenwirkung eingesetzt werden.
Algen haben bei Backsteinfassaden keine Chance
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Eine wirksame Methode, die grünen Mitbewohner auf natürlichem Weg loszuwerden, ist eine Fassade aus Backstein. Neben ihrer Fähigkeit zur Wärmespeicherung sorgen Backsteine für einen zuverlässigen Schutz vor Feuchtigkeit. Dr. Wolfgang Hentschke von der „Initiative Zweischalige Wand – Bauen mit Backstein“ erklärt die natürliche Nässeabwehr von Ziegelmauern so: „Backsteine bestehen aus Ton und haben eine feine, kapilare Struktur. Diese winzigen Hohlräume füllen sich bei Regen mit Wasser. Anschließend bildet sich ein Wasserfilm an der Oberfläche, der den weiteren Regen einfach ableitet. Nach dem Ende des Schauers wird das Wasser aus den Hohlräumen an die Oberfläche befördert und verdunstet dort. Dank dieser Atmung ist der Stein schnell wieder trocken.“ Dem Algenbefall wird so auf ganz einfachem und natürlichem Weg die Lebensgrundlage entzogen.
Eine Backsteinfassade schafft Ruhe
Eine nachträgliche Sanierung mit einer vorgemauerten Backsteinfassade ist jederzeit möglich und sehr effektiv. Setzt man beim Neubau mit einer zweischaligen Wand von Anfang an auf Wert- erhalt, wird bei der Sanierung einer einschaligen Wand einfach eine zweite Backsteinmauer und eine Dämmschicht vor der bestehenden tragenden Wand hochgezogen. So bleibt auch die neue Fassade ein Leben lang algenfrei.