Trockene Balkone

Die Sanierung von Vorsetzbalkonen in Köln-Zollstock verbindet die Bewahrung historischer Architektur mit moderner Technik. Hier wurde eine nachhaltige Lösung geschaffen, die den Balkonen der GAG-Wohnanlage zu neuer Funktionalität und Ästhetik verhilft.
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Nahaufnahme eines Vorsatzbalkons mit Paneelen und Geländer.
Die Vorsatzbalkone in Köln-Zollstock sind ein prägendes Element der Wohnanlage. Im Rahmen der Sanierung wurden die Böden erneuert, während die Brüstungen erhalten blieben, um den architektonischen Charakter der Anlage zu bewahren. Foto: Dirk Baumbach / Loro
Köln-Zollstock ist ein traditionelles Wohn-Quartier. Neben Siedlungen aus den 1920er Jahren unterhält die GAG Immobilien AG hier auch mehrgeschossige Wohnhäuser aus den 1950er Jahren. An diese kamen 1991 Vorsetzbalkone hinzu – an denen mittlerweile Schäden sichtbar wurden, insbesondere an den gefliesten Böden. Das Immobilien-Unternehmen entschloss sich zu einer Sanierung der Bestandsbalkone.
Mehrgeschossige Wohnhäuser in Köln-Zollstock mit sichtbaren Vorsatzbalkonen aus den 1990er Jahren.
Die Balkone liegen zu den Innenhöfen und wurden 1991 angebaut. Foto: Dirk Baumbach / Loro
Insgesamt galt es, 74 Balkone instand zu setzen. Im ersten Schritt wurde dafür der Status Quo erfasst und daraus der Sanierungsbedarf abgeleitet: Abbruch des bisherigen Fliesenbelags und der schadhaften Estrichschicht, neuer Aufbau des Bodens mit einem Kunststoff-Bodensystem. Die Brüstungen blieben dagegen erhalten, da sie den Stil der Anlage prägen und weiterhin intakt sind. Da die Bauvorschriften heute auch für Balkone Haupt- und Notentwässerung verbindlich vorgeben, kam im Zuge der Sanierung zur bisherigen Entwässerung ein zweiter Weg hinzu.
Sanierter Balkonboden mit einer glatten, witterungsbeständigen Kunststoffbeschichtung.
Die Instandsetzung erfolgte Zug um Zug, jeweils drei Einheiten über die volle Höhe parallel. Foto: Dirk Baumbach / Loro

Kunststoff statt Fliese

Die sichtbarsten Schäden lagen zu Füßen: Auf vielen Böden war Feuchtigkeit in den Belag eingedrungen und hatte in der Folge zu Rissen im und unter dem Fliesenbelag geführt. Diese Böden waren nicht mehr zu retten. Der Aufbau wurde daher entfernt bis zur tragenden Schicht: Abbruch von Fliesen und Estrich bis zur Rohbetondecke. Als vorbereitende Arbeit wurde die Decke (und die angrenzenden Metallbauteile) zunächst gefräst, angeschliffen und geprimert.
Frisch renovierter Balkon mit abgestufter Kante zur Notentwässerung und Zugangstür.
Attraktiver Boden, dauerhaft dicht und mit Gefälle zum Abflusspunkt: Mit einem Kunststoff-Balkonboden sind die Balkone wieder langfristig für die Mieter zu nutzen. Foto: Dirk Baumbach / Loro
Als neuen Aufbau wählten die Verantwortlichen ein witterungs­beständiges Flüssigkunststoffsystem (Triflex BTS-P). Wichtig dabei war, dass sich der tiefste Punkt des Balkons durch die neue Entwässerung verlagert: War bislang die Außenecke der Balkone als Ablauf ausgebildet, liegt dieser Punkt nun in der Fläche mit 10 Zentimeter Abstand von der Außenkante Klebeflansch zum Balkonrand (seitlich und von vorn) gemäß DIN 18531. Entsprechend war das Gefälle (zwei Prozent) neu auszurichten und wurde in einer Schichtdicke von 10 mm (am Tiefpunkt) bis 50 mm mit einem zweikomponentigen Schnellestrich hergestellt – die Schicht konnte bereits nach rund einer Stunde Abbindezeit überarbeitet werden.
Der Wasserablauf, der zuvor im Träger integriert war, dient nun als Notentwässerung.
Eckdetail: Am Anschluss Balkon – Träger lag im unsanierten Zustand der Wasserablauf in dem Träger, der heute als Notent­wässerung dient. Foto: Dirk Baumbach / Loro
Für die Rohre der neuen Hauptentwässerung war zudem eine Kernbohrung in den Boden zu setzen. „Das Einsetzen der Balkonabflüsse war einfach, ebenso wie das Herstellen der Anschlüsse an die Durchführungen. Durch den werkseitigen Klebeflansch ließ sich die Bodenbeschichtung einfach an das Rohr heranführen“, berichtet Sascha Königsfeld, Bauleiter vom ausführenden Betrieb Wierig Liquid. Durch die umlaufende Erhöhung an der Innenseite des Anschlussrandes kann die Flüssigkunststoffschicht mit zwei bis drei Millimeter optimal an­gearbeitet werden, sodass kein Flüssigkunststoff versehentlich in den Ablauf gelangt – und die Entwässerungsebene schließt bündig ab.
Detailansicht eines neuen Balkonablaufs mit integriertem Ringsieb.
Die neue Hauptentwässerung:  Loro Serie GF, bei der das von oben kommende Rohr in den darunterliegenden Balkonablauf geführt wird. Foto: Dirk Baumbach / Loro
Mit dem Direktentwässerungssystem (Serie GF, Loro) ist die Hauptentwässerung jetzt elegant mit einem Strang über alle Stockwerke gelöst. Der Ablauf erfolgt über ein Ringsieb, welches das von oben kommende Rohr ohne zusätzliche Befestigung umschließt und den Niederschlag zusätzlich in das abführende Rohr leitet. Nur auf dem obersten Balkon dient ein flächiges Sieb als Abschluss für den Balkonablauf. Das Wasser fließt dann unterhalb des Erdgeschoss-Balkons auf die freie Fläche (Freispiegelentwässerung) des Grundstücks – wie es bereits in der ursprünglichen Situation gelöst war und nun auch weiter für die Notenwässerung gilt.
Entwässerungsrohr unterhalb des Erdgeschosses, leitet Regenwasser von den Balkonen ab.
Das Wasser fließt auf die freie Fläche, weg von der Hauswand. Foto: Dirk Baumbach / Loro
Die Notentwässerung ist der zweite Clou: Dafür wurde die alte Entwässerung über die tragenden Hohl-Profile einfach umgenutzt. Dazu ist in der Balkonecke am Boden eine etwa 1,5 Zentimeter hohe Stufe ausgeführt, so dass Niederschläge erst ab einer bestimmten Höhe über den zweiten Entwässerungsweg fließen können. Dann aber ist sichergestellt, dass auch bei sehr starkem Regen das Wasser vom Balkon nicht in Richtung der Wohnungen fließt, sondern über die Notentwässerung vom Balkon ab.

„Das Projekt vereint wirtschaftliche Instandsetzung mit der technischen Aufwertung auf die aktuell gültigen Baunormen. Die Balkone sind nach den Bauarbeiten wieder langfristig nutzbar und dauerhaft sicher vor Niederschlägen geschützt. Die typische Architektur blieb dabei erhalten“, resümiert Architekt Bernhard Remaklus, Projektleiter der GAG.
Resümee von Karsten Mueller (Redaktion “bauen.com“)
Die Sanierung der Balkone in Köln-Zollstock hebt sich durch die Verbindung von technischer Modernisierung und der Bewahrung historischer Stilelemente hervor. Besonders überzeugend ist die doppelte Entwässerungslösung, die sowohl funktional als auch nachhaltig ist. Die Wahl eines langlebigen Flüssigkunststoffsystems zeigt ein starkes Bewusstsein für wirtschaftliche und ökologische Aspekte. Es wäre sinnvoll, noch auf die möglichen Vorteile für die Mieter einzugehen, wie etwa eine erhöhte Wohnqualität oder niedrigere Instandhaltungskosten in der Zukunft.

Quelle13.12.2024
LOROWERK K.H.Vahlbrauk GmbH & Co.KG

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