Viel Platz in kleinen Häusern - Architekturprofessor entwickelt Zwillingshäuser ohne überflüssige Extras

Wiebke und Wolff Mitto sitzen in Borsfleth auf ihrer Terrasse und genießen es in der Sonne zu frühstücken. Sie lieben den Anblick des Deiches gleich hinter ihrem Haus. Eigentlich sind es zwei Häuser, in denen sie leben.
get social
Wolff Mitto (59), Professor für Architektur in Hamburg, baute Zwillingshäuser - verbunden durch einen Windfang. Die Gebäude erhielt jüngst ein Sonderlob beim BDA-Wettbewerb "Haus des Jahres 2004" und ziert das Titelfoto der Zeitschrift "Häuser". Außerdem sind Bilder, Grundriss und Beschreibung im Buch "Die besten Einfamilienhäuser unter 150 m²" (Callwey-Verlag) veröffentlicht.

Foto: Mitto

Foto: Mitto

Die beiden Häuser bestechen durch ihre einfache Bauweise. Gebaut in Massivbauweise mit Satteldach, fügen sie sich harmonisch in das dörfliche Umfeld ein. "Die Proportionen passen zu den vorhandenen Häusern", erklärt Wolff Mitto zur wohldurchdachten Planung. Jedes der beiden Häuser hat jeweils 70 Quadratmetern Wohnfläche und kann für sich stehen. Das war ein wichtiges Anliegen für Wolff Mitto, als er plante. Er wollte zeigen, dass ein Haus kostengünstig mit viel Komfort und Wohnqualität gebaut werden kann. Der Professor für Architektur überlegte sich einen Prototyp für Leute, die nicht viel Geld haben. Mit diesem Thema beschäftigen er und seine Studenten sich auch an der Hochschule.

Foto: Mitto

Foto: Mitto

"Eigentlich ist unser Konzept so, dass ein einzelnes Haus für sich funktionsfähig für eine kleine Familie hergerichtet werden kann," sagt der Architekt. "So betrachtet ist es für uns ziemlich luxuriös, gleich zwei Häuser zu bewohnen. Dies ermöglicht uns, die verschiedenen Raumformate auszuprobieren, zum Beispiel den sieben Meter hohen Essraum, die Büroetage und immer wieder der Versuch, wie klein darf ein Schlafzimmer oder ein Badezimmer sein, und was kann man dann tun, es mit maximalen Licht zu erhellen und großzügig wirken zu lassen.

Foto: Mitto

Foto: Mitto

Wir merken dabei, dass Zurückhaltung und Schlichtheit - vereint mit ausgefeilten Details - einen Hauch von Eleganz verleihen, die man sich nicht so schnell übersieht. Wir merken auch, das, wer auch immer uns besucht, wir sehr schnell in der Diskussion über "wohnen heute" sind und, dass es in der Tat zeitgemäße Alternativen zum Wohnen wie bei den Eltern oder aus den Katalogen der Möbelhäuser gibt.

Vor die Frage gestellt: maximale Abstell- oder maximale Wohnflächen? Haben wir uns für das Letztere entschieden, ohne Keller, ohne Dachboden. Mehr Lifestyle statt Storeroom. Und natürlich unser Hauptargument und Anliegen: aktuelle Architektur und gediegene Gestaltung sind noch wertvoller, wenn man sie im Low Budget realisierbar macht und damit letztlich jedem, der sieh sieht und will, ermöglicht.

Foto: Mitto

Foto: Mitto

Ursprünglich sollten die Häuser verkauft werden, doch sie gefielen der Familie so gut, dass sich die Mittos entschlossen von Hamburg aufs Land zu ziehen. An den Ideen beteiligten sich in vielen Gesprächen auch seine Frau Wiebke und Sohn Timm, der Architektur studiert.

Die Zwillingshäuser bestechen durch ihre einfache Bauweise und Klarheit. Der Fußboden ist aus Estrich und wurde mit Steinöl behandelt. Trotz des zunächst karg wirkendes Belages ist er gemütlich, weil darunter eine Fußbodenheizung verläuft. Nur im Schlafzimmer, Arbeitszimmer und Bad ist der Boden mit Holz ausgelegt. Weite verleihen dem Haus die Zuschnitte der Räume, die bewusst variabel gehalten sind. Mittos entschieden sich für einen großzügigen Raum. So besticht das Eßzimmer durch seine Höhe von sieben Metern - der Raum geht bis unter das Dach. Ein Einfachheit wird aufgelockert durch den über dem Tisch hängenden antiken großen Kronleuchter, der von der Decke aus verschwenkt werden kann.

Foto: Mitto

Foto: Mitto

Dieser Raum geht ebenerdig über in den großzügigen Küchentrakt. Dieser wiederum liegt unter dem Schlafzimmer und Bad im Obergeschoss. Eine Stahltreppe verbindet die so ausgeklügelten Räumlichkeiten über eine Galerie. Wollen die Mittos groß feiern, verlängern sie die Essenstafel entlang des Windfangs, der die beiden Häuser verbindet. Von dort geht es direkt in das kleine Wohnzimmer, welches im zweiten Haus liegt. Aus diesem Raum wiederum führt eine Treppe in das obere Geschoss. Diese ganze Ebene wird als großzügiges Arbeitszimmer genutzt. Weil die Wände zum Dach hin mit 1,10 m höher gezogen sind als üblich, entstand an den Seiten eine angenehme Stehhöhe. Auch hier geht der Raum bis unter das Dach. "Dadurch entsteht kein Gefühl der Enge. Das ist der Trick dabei", erklärt Wolff Mitto.

Möglich ist in diesem Geschoss, jederzeit Wände einzuziehen. Dies ist möglich, falls eine Familie sich den Raum nachträglich zum Beispiel als Kinderzimmer anders gestalten möchte. Auffällig ist die Helligkeit in den Zwillingshäusern. Zahlreiche Fenster aus Stahlrahmen sorgen für viel Licht. "Es ist phänomenal", schwärmt Wiebke Mitto. Wird es draußen ungemütlich, machen die Mittos die Fenster mit Fensterläden aus Lärchenholz zu. Diese Konstruktion wurde Stalltüren nachempfunden.

Foto: Mitto

Foto: Mitto

Von außen wirkt das Ensemble auf den ersten Blick eher unauffällig. Auch weil die Proportionen klar eingehalten werden. Auf Spielereien jeder Art wurde verzichtete. Zurückhaltend wirkt auch das Dach aus Titan-Zink. Dessen Farbe mutet im Sonnenlicht fast so an, wie das Reet gedeckte Haus des Nachbarn. "Es ist ein dünnes Dach", erklärt Wolff Mitto. Es ist ein doppeltes, durch das die Luft so zirkulieren kann, dass in den Räumen immer ein ausgeglichenes Klima herrscht. Gut gedämmt ist es von innen.

Die Mittos haben bewusst "reduziert" gebaut. Das heißt aber auch, sie haben nur einen kleinen Hauswirtschaftsraum zum Abstellen. Viel Überflüssiges ansammeln können sie in dem Haus nicht. Ein halbes Jahr lang hatte Wiebke Mitto, eine gebürtige Glückstädterin, nach einem Grundstück gesucht. Der Traum, dass es am Deich liegen sollte, verwirklichte sich. Vor allem hat der Deich an der Kremper Au einen großen Vorteil: Er ist nicht sehr hoch. Die Mittos können von ihren Fenstern aus den Obergeschossen überweg sehen. Der Blick fällt auf einen großen Obstgarten, der noch zum Grundstück gehört - mit einer Anlegestelle an der Au für ein Boot. Doch das muss noch gekauft werden

Quelle09.02.2004
Mitto

get social
Mehr zum Thema



Impressum - Datenschutz - AGB
MedienTeam Verlag GmbH & Co. KG - Verbindungsstraße 19 - D-40723 Hilden
Häuser - Hausbau - Ausbau - Technik - Draußen - Wohnen - News - Spezial - Gewinnspiel